Rein logisch ist die Lüge das Gegenteil von Wahrheit. Wenn ich aber behaupte, dass das, was ich zu sagen habe, ungelogen ist, beginnt die Wahrheit, eine reine Auslegungssache zu sein. Mal wenig wahrhaftig (und glaubhaft), mal nicht. Das Deutsche Hygiene-Museum in Dresden hat gemeinsam mit dem schweizerischen Stapferhaus eine Ausstellung konzipiert, in der dem Fake die Wahrheit gegenüberstellt wird. Was bedeutet, dass dem Gefälschten nicht immer gänzlich Wahrheitselemente fehlen und dass umgekehrt die Wahrheit nicht immer ganz vollkommen ist. Anders gesagt, es gibt vermutlich eine sehr große Menge von Halbwahrheiten, die sich sowohl für das eine wie für das andere anpassen lassen.
Das Hygiene-Museum engagierte den Schauspieler Martin Wuttke, der dem Besucher auf dem Weg der Wahrheit (und der Lüge) anhand von Beispielen – und auch nach persönlicher Einschätzung – hilft, die entscheidenden Schritte zu tun. Man muss auf jeden Fall in der Fachabteilung für Lügenerziehung sowie für strategische Täuschung Halt machen. In der Zentralen Lügenanlaufstelle wird man belehrt, welche Lüge verzeihlich und welche tödlich ist, und schließlich lernt man, zwischen alten und neuen Fake-News zu unterscheiden, auch wenn es manchmal zu spät ist … In einer anderen Abteilung ist viel über Glaubwürdigkeit zu erfahren, in der Prüfstelle der Fälschung und ihres Gegenteils wird ersichtlich, dass die meisten Lügen doppelseitig sind, und fast am Schluss geht es um Wahrheitsfindung und ihre Sicherung. Eine halb humorvolle, halb ernste Ausstellung – denn auch die temporäre Wahrheit kann sich doch als Lüge herausstellen. Umso mehr: Auf die Wahrheit kommt es an.
Fake. Die ganze Wahrheit
bis zum 5.3.2023
Deutsches Hygiene-Museum
Lingnerplatz 1
D-01069 Dresden
Tel.: +49-351-4846400
Di – So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 10 €, erm. 5 €
www.dhmd.de
Text: Dr. Milan Chlumsky
Bild: Deutsches Hygiene-Museum
Erstveröffentlichung in kunst:art 87
