Aktivistin und Künstlerin

26.11.2022 – 5.3.2023 | Kunsthalle Göppingen

Parastou Forouhar (* 1962) hat zwei öffentliche Leben, die miteinander verwoben sind. Die Tochter von Dariush und Parwaneh Forouhar, die bekannte Oppositionelle im Iran waren und 1998 von Geheimdienstmitarbeitern erstochen wurden, ist einerseits Aktivistin, die die Erinnerung an ihre Eltern aufrecht hält. Andererseits ist die Villa-Massimo-Stipendiatin Künstlerin. Doch beides lässt sich nur schwer voneinander trennen. Forouhars Kunst beschäftigt sich häufig mit der Situation im Iran, mit der Unterdrückung der Bevölkerung und der repressiven Rolle der Religion im Iran. Und womit sonst sollte sie sich beschäftigen?

Der Vater von Parastou Forouhar war 1978 nach dem Sturz des Schahs Arbeitsminister im Iran, bis er das Amt 1980 niederlegte, ihre Mutter war Journalistin. Parastou Forouhar selbst studierte von 1984 bis 1990 an der Universität Teheran Kunst und ging 1992 für ein Aufbaustudium nach Deutschland, wo sie dann bis 1994 an der Hochschule für Gestaltung Offenbach studierte. Mit ihren Eltern gemeinsam beschloss sie in Deutschland zu bleiben. Ihre ersten Bilder in Deutschland waren wild und lebten von der Kraft der Farben, die dick aufgetragen waren. In der Zwischenzeit ist ihre Bildsprache filigraner geworden, lässt aber auf den zweiten Blick keine Deutlichkeit vermissen. Was zuerst wirkt wie ein Muster, wie Ornamentik, entblößt sich bei näherem Ansehen: fallende Menschen, Figuren, die geschlagen werden. Hinter dem Anschein des Schönen verbirgt sich die Fratze des Abgründigen.

Parastou Forouhar
26.11.2022 – 5.3.2023
Kunsthalle Göppingen
Marstallstr. 55
D-73033 Göppingen
Tel.: +49-7161-6504211
Di – Fr 13 – 19 Uhr, Sa + So 11 – 19 Uhr
Eintritt: 2 €, erm. 1 €
www.kunsthalle-goeppingen.de

Text: Mathias Fritzsche
Bild: Kunsthalle Göppingen
Erstveröffentlichung in kunst:art 88

Über Mathias Fritzsche 117 Artikel
Ein Thema jagt das nächste: Der Wochengipfel hält ein oder zwei Themen fest und bringt sie in Erinnerung. Was war vergangene Woche so wichtig, dass man Schnappatmung bekam und ist diese Woche dennoch schon vergessen? Oder über welche Nachricht hat man sich so gefreut, dass man auf den Balkon ging und die Nachricht für die ganze Welt in den Abendhimmel geschrien hat?