Ein einsam vor der Computertastatur sitzender junger Mann, ein undefiniertes dunkles Umfeld mit neonschrillen Farbblitzern, die sich auch auf den Hemdsärmeln des einigermaßen angespannt wirkenden Mannes wiederfinden, eine Hand mit ausgestrecktem Mittelfinger, die sich ihm aus dem Nichts entgegenreckt: Die Szene ist symptomatisch für Norbert Biskys Ausstellung „Disinfotainment“. Der hübsche Neologismus reflektiert die veränderten Kommunikationsbedingungen seit dem Beginn der Pandemie: einerseits die durch Lockdowns erzwungene Isolation des Individuums, andererseits die enorme Vielfalt von (medialen) Kommunikationskanälen. Die Verbindlichkeit aber fehlt, die Kriterien für Wahrheit oder Unwahrheit des Inputs sind so vage, wie auch der Output sich allzu leicht ins gänzlich Fantastische verlieren kann: Unterhaltung, Information und Desinformation ergeben eine fahl schillernde, gegebenenfalls auch hochtoxische Mischung.
Das G2, zunächst als Heim der Sammlung Hildebrand gedacht, hat sich seit seiner Gründung 2015 zum ambitionierten Privatmuseum für zeitgenössische Kunst entwickelt. Schwerpunkt der Ausstellungstätigkeit des der Thomaskirche gegenüberliegenden Hauses ist die Malerei und dabei prominent die aus Leipzig stammende. Dazu gehört Norbert Bisky zwar nur mittelbar; aber immerhin ist er in der Stadt geboren (1970), auch wenn ihn schon das Studium nach Berlin zog. Dies ist die erste Soloschau des mittlerweile weithin bekannten Künstlers in seiner Geburtsstadt.
Norbert Bisky. Disinfotainment
bis zum 16.1.2022
G2 Kunsthalle
Dittrichring 13
D-04109 Leipzig
Tel.: +49-341-35573793
Mi 15 – 20 Uhr, Sa 12 – 17 Uhr oder Online-Anmeldung
Eintritt: 5 €, erm. 3 €
www.g2-leipzig.de
Text: Dieter Begemann
Bild: G2 Kunsthalle
Erstveröffentlichung in kunst:art 82