Es war der spektakulärste Kunstdiebstahl in der DDR: In der stürmischen Nacht zum 14. Dezember 1979 verschafften sich Unbekannte Zugang zum zweiten Stockwerk des Schlosses Friedenstein in Gotha – die schon installierte Alarmanlage war noch nicht scharf geschaltet –und ließen fünf altmeisterliche Werke mitgehen, darunter Frans Hals, Holbein den Älteren und van Dyck. Die Gemälde blieben verschwunden, jahrzehntelang. Wildeste Spekulationen über Täter und Hintermänner blühten – bis die Bilder 2019 wieder zum Vorschein kamen. Die Rückkehr an den angestammten Platz nimmt die im Schloss beheimatete Stiftung Friedenstein zum Anlass einer Ausstellung.
„Wieder zurück in Gotha! Die verlorenen Meisterwerke“ erzählt aber nicht nur die Geschichte dieses Raubs, sondern mehr (und eigentlich noch interessanter) die lange und wechselhafte Geschichte der Gothaer Kunstsammlungen. Diese nahmen seit je im mitteldeutschen Raum eine Sonderstellung ein ob ihrer Größe und Vielfalt. Denn über Jahrhunderte trug fürstliche Sammelleidenschaft nicht nur Gemälde, Skulpturen und Grafik, sondern auch Kunsthandwerk, Münzen, naturwissenschaftliche Instrumente und Asiatika zusammen. Das zugrunde liegende Bestreben, die ganze Welt in der Sammlung abzubilden, leitete sich von den frühneuzeitlichen Kunstkammern ab. Waren später die Reisenden des 18. Jahrhunderts dem Bildungsideal verpflichtet, ging es den sowjetischen Trophäenbrigaden 1946 um Handfesteres: eine dramatische Sammlungsgeschichte!
Wieder zurück in Gotha. Die verlorenen Meisterwerke
24.10.2021 – 21.8.2022
Schloss Friedenstein
Schlossplatz 1
D-99867 Gotha
Tel.: +49-3621-82340
Di – So 10 – 17 Uhr
Eintritt: 5 €, erm. 2,50 €
www.stiftungfriedenstein.de
Text: Dieter Begemann
Bild: Schloss Friedenstein
Erstveröffentlichung in kunst:art 82