Ist ein Bauwerk, das sich selbst als Kunstwerk versteht, geeignet, Kunstwerke zu präsentieren? Eine ziemlich problematische Situation ganz gewiss… Hadids römische MAXXI wirkt oft als Raumkomposition stärker als die inmitten der spektakulären Durchblicke, Schrägrampen und Raumschnitte oft ein wenig verlorenen Kunstwerke. Und ob es wirklich besser wird, wenn die Kunst ihrerseits sich übers Großformat in Wahrnehmungswettstreit begibt, kann man nun füglich auch bestreiten… Das schwierige Verhältnis von Baukunst und Kunstbau fiel schon auf bei einem der bedeutendsten Museumsbauten der Moderne (klassischen, wenn man so will), Frank Lloyd Wrights Guggenheim Museum. Der Bau an der New Yorker Fifth Avenue war in einem sehr langen Planungsprozess ab 1943, in dessen Verlauf der Grand Old Man der amerikanischen Architektur buchstäblich hunderte von Entwürfen gezeichnet hatte, schließlich 1959 eröffnet. Auf seiner markanten spiralförmigen Rampe sollten die Besucher vom höchsten Punkt aus allmählich abwärts gehen, dabei die an den Außenwänden positionierten Gemälde betrachtend. Die sowohl gekrümmten als auch geneigten Wände erschwerten die Hängung immens und lenkten, so meinten viele Kritiker, von der gezeigten Kunst ab. Besonders große Formate, wie sie die Kunst der Nachkriegszeit charakterisieren, hängen dort besonders unglücklich.
Im Grunde war (und ist) der Kern der Wrightschen Bauwerks ein beeindruckendes Raumerlebnis, der Blick von der Rampe hinaus in den von ihr umrissenen freien Innenraum über die gesamte Gebäudehöhe ist unfraglich grandios. Vielleicht funktioniert die Museumsarchitektur des New Yorker Guggenheim am besten bei plastischen Werken oder auch, im spannenden Kontrast angesichts ihrer organischen Auffassung, bei technischen Objekten: Die Ausstellung mit historischen Motorrädern 1998 war eine der visuell schlüssigsten in der Geschichte des Hauses. Allerdings rief das wiederum Kritiker auf den Plan, dass sich hier eine den heiligen Werten der höheren Kultur verpflichtete Institution derart dem blanken Kommerz in die Arme würfe… Die damals als Sponsor nicht zu übersehende Marke BMW wiederum beauftragte Zaha Hadid 2004 mit der Errichtung eines zentralen Gebäudes im Werk Leipzig, bei dem die Architektin ein ähnlich dynamisch aufgesplitterte Formsprache verwendete wie bei ihren Kulturbauten. Nachdem jahrzehntelang Industriebauten vornehmlich dem Kostenkalkül gehorchte hatten, war jetzt offenbar Zeit für eine Neuorientierung. Im gleichen Bundesland Sachsen, in Dresden, besaß auch Autokonzern Volkswagen seit 2002 mit seiner Gläsernen Manufaktur eine architektonisch bemerkenswerte Fertigungsstätte.
Text: Dieter Begemann | Bilder: © BMW
Externer Link: BMW Leipzig
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