Albert Weisgerber (geb. in St. Ingbert 1878, als Soldat gefallen bei Ypern 1915) ist ein markanter Maler der Klassischen Moderne, den es wiederzuentdecken gilt. Die Ausstellung Landschaft und Figurenbild belegt mit herausragenden Gemälden seine künstlerische Position in der Avantgarde des frühen 20. Jahrhunderts.
Als erster Präsident der Neuen Münchner Secession zählte er an der Münchner Akademie der bildenden Künste mit Wassily Kandinsky und Paul Klee zu den beneideten Schülern des Maler-Fürsten Franz von Stuck. Schon während des Studiums und danach prägte Weisgerber als Illustrator der stilbildenden Zeitschrift „Jugend“ das Gesicht des Jugendstils mit. In seiner Malerei setzte er sich eindrucksvoll mit der dunkeltonigen Maltradition Münchens, dann jedoch mit der Lichtmalerei des Impressionismus und dem expressiven Farbauftrag des Blauen Reiters auseinander. Seine Motive fand er im Münchner Umland, im Voralpengebiet und auf Reisen an die Nordsee, in den Böhmerwald und nach Tirol.
Gemeinsame Reisen mit dem Studienfreund Gino de Finetti nach Italien auf den Spuren der alten Meister des Quattrocento und Cinquecento in Florenz und Rom sowie mehrjährige Aufent-halte in Paris an der berühmten Académie Matisse und im legendären Künstlerkreis des Café du Dôme mit Hans Purrmann, Rudolf Levy, Theodor Heuss und Hermann Uhde-Bernays wurden zu prägenden Erfahrungen. Neben Henri Matisse gewannen Paul Cézanne und Édouard Manet nachhaltige Bedeutung für seine Entwicklung. Während sich andere Vertreter der Avantgarde zunehmend der Abstraktion verpflichtet fühlten, setzte Weisgerber konsequent auf die gegen-ständliche Darstellungsweise von Landschaft und Figurenbild.
Als Lehrer an der Damenakademie des Münchner Künstlerinnen-Vereins lernte er nicht nur seine Frau, die aus Prag stammende jüdische Malerin Margarete Pohl, kennen, sondern wies auch seinen Schülerinnen den Weg zur Malerei der Moderne. Bei seinem frühen Tod im Ersten Weltkrieg hinterließ Weisgerber mit über 400 Gemälden und unzähligen graphischen Arbeiten ein umfangreiches und vielschichtiges OEuvre von hoher künstlerischer Qualität und Aussage-kraft. Exemplarische Werke seiner Malerfreunde und Zeitgenossen Hans Purrmann (1880–1966), Gino de Finetti (1877–1955), Rudolf Levy (1875–1944) und William Straube (1871–1954) ergänzen die Ausstellung.
Die regionale Kunststiftung Hohenkarpfen residiert im denkmalgeschützten Ökonomiegebäude des früheren Meierhofs der altwürttembergischen Herrschaft Karpfen. Das Hofgut Hohenkarpfen liegt bei Hausen ob Verena (Landkreis Tuttlingen) und im idyllischen Landschaftsschutzgebiet. In dessen Zentrum befindet sich das älteste württembergische Naturschutzgebiet mit dem Hohenkarpfen, einem sogenannten Zeugenberg der Schwäbischen Alb.
Neben privaten Sammlern konnten als Leihgeber die Albert-Weisgerber-Stiftung in St. Ingbert, das Saarlandmuseum in Saarbrücken, das Familienarchiv Heuss in Basel und die Landkreise Ravensburg und Bodenseekreis (Dauerleihgaben Oberschwäbische Elektritzitätswerke OEW) gewonnen werden.
Die Ausstellung wird gefördert von der Peter Gross Bau Holding GmbH aus St. Ingbert, der Privaten Stiftung Ewald Marquardt für Wissenschaft und Technik, Kunst und Kultur, der Aesculap AG, den Sparkassen der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg und dem Regierungspräsidium Freiburg.
Zur Ausstellung erscheint ein umfangreich illustrierter Katalog im Belser-Verlag, Stuttgart.
Albert Weisgerber: Landschaft und Figurenbild
Pressegespräch: Donnerstag, 22. März 2018, 11 Uhr
Ausstellungseröffnung: Palmsonntag, 25. März 2018, 11 Uhr
Ausstellungsdauer: 25. März bis 15. Juli 2018
Text und Abbildung: Kunststiftung Hohenkarpfen, Hofgut Hohenkarpfen, 78595 Hausen ob Verena
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