Ein „Flächenbrand“ wird sich ab 9. Juni im Edwin Scharff Museum am Neu-Ulmer Petrusplatz ausbreiten. „Flächenbrand Expressionismus“ nennt sich die Ausstellung von rund 120 bislang nicht gezeigten Holzschnitten des Expressionismus aus der Sammlung Joseph Hierling. Es wurden Werke ausgewählt, die vor allem die große und überraschende Diversität der Bewegung des Expressionismus sichtbar machen sollen.
Der Holzschnitt war für die weite Verbreitung und Popularität des Expressionismus in der Kultur der Zwanziger Jahre in hohem Maße verantwortlich. Es war die Zeit, in der im ganzen deutschsprachigen Kulturgebiet von expressionistischer Musik, expressionistischem Tanz, expressionistischem Film, expressionistischer Mode und sogar von expressionistischer Politik gesprochen und geschrieben wurde. Dabei wurde das allgemeine Bewusstsein davon, was mit dem Begriff „Expressionismus“ gemeint sein könnte, durch das Erscheinungsbild der scharf geschnittenen Schwarzweißkunst mit ihrer Zackigkeit, ihrer Neigung zur Deformation und ihrem Hang zum Primitiven im Umgang mit den künstlerischen Mitteln geprägt. Einige Sammler hatten sich in den vergangenen Jahrzehnten explizit für diesen „Flächenbrand“ interessiert, den der Expressionismus in der optischen Kultur entfachte. Sie suchten nach weniger beachteten Talenten, darunter auch erstaunlich großen, die neben den bekanntesten Künstlern diese Bewegung getragen und in die breite Öffentlichkeit hineingetragen haben.
Die Ausstellung wurde im Auftrag des Edwin Scharff Museum von Drs. Ron Manheim, ehemals stellvertretenden künstlerischen Direktor des Museums Schloss Moyland und heute Projektkoordinator des Netzwerks Graphische Sammlungen, kuratiert. Sie will zeigen, dass Expressionismus mehr bedeutet als „Brücke“ und „Blauer Reiter“.
Ziel der Ausstellung ist es, die breite Aneignung expressionistischer Stilformen im Bereich des Holzschnitts in Deutschland in der Zeit von ca. 1910 bis ca. 1933 sichtbar zu machen. Es wurden viele unterschiedliche Künstlerinnen und Künstler in die Konzeption einbezogen. Gleichzeitig soll die Ausstellung auch verdeutlichen, dass expressionistische Stilelemente in einer großen motivischen Breite zur Anwendung kamen und die stilistischen Spielarten im Expressionismus zahlreich waren.
Sämtliche Werke der Ausstellung „Flächenbrand Expressionismus“ stammen aus dem mehr als 750 Blätter von etwa 130 Künstlerinnen und Künstlern umfassenden Bestand an expressionistischen Holzschnitten der Sammlung Joseph Hierling. Die Sammlung von Joseph Hierling ist von einer auch für Spezialisten erstaunlichen Qualität und Quantität. Sie lässt sich allenfalls vergleichen mit jenen Holzschnittbeständen des Robert Gore Rifkind Center for German Expressionist Studies in Los Angeles und der Sammlung van der Grinten im Museum Schloss Moyland im niederrheinischen Bedburg-Hau.
Text: Edwin Scharff Museum | Foto: Edwin Scharff Museum
Externer Link: Edwin Scharff Museum
e
Kommentar hinterlassen
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.