Sie gehören sicherlich zu den bekanntesten deutschen Märchenfiguren: das Viergespann Esel, Hund, Katze und Hahn, kurz die Bremer Stadtmusikanten! Sie werden als nicht mehr arbeitsfähig von zu Hause vertrieben und suchen sich gemeinsam eine neue Heimat. Dass die vier nie in der Hansestadt ankommen und bekanntlich ihre musikalischen Talente anderweitig einsetzen, gehört zu den kleinen Ironien.
Die Bremer Kunsthalle feiert nun 200 Jahre „Tierischen Aufstand“, denn 1819 erschien die Geschichte erstmals im Druck im Rahmen der zweiten Auflage der „Kinder- und Hausmärchen“ von Jakob und Wilhelm Grimm. Die Ausstellung zeichnet in Literatur, Kunst und Gesellschaft den langsamen Aufstieg der Stadtmusikanten zum weltweit bekannten Symbol der Hansestadt nach und scheut auch nicht die kitschigen Auswüchse des Stadtmarketings, das sich natürlich der sympathischen tierischen Helden angenommen hat. Ein buntes Kaleidoskop von Werken über zwei Jahrhunderte – von Buchillustrationen und Malerei über Bildhauerei bis zu Videoarbeiten – zeigt, wie sich mit den Zeitläuften Bild und Deutung der Märchenfiguren wandeln: vom possierlich Harmlosen bis zu ziemlich bissigen Vertretern (Karl Horst Hödickes „Hausbesetzer“ von 1983). Aber auch das formale Prinzip der pyramidenförmigen Vierertürmung – visuell natürlich am prägnantesten bei Gerhard Marcks’ berühmter Plastik (1952) neben dem Bremer Rathaus – lässt sich auf andere Objekte übertragen, fremd und doch sofort erkennbar.
Tierischer Aufstand
23.3. – 1.9.2019
Kunsthalle Bremen
Am Wall 207
D-28195 Bremen
Tel.: +49-421-329080
Mi – So 10 – 17 Uhr, Di 10 – 21 Uhr
Eintritt: 10 €, erm. 5 €
www.kunsthalle-bremen.de
Text: Dieter Begemann
Bild: Kunsthalle Bremen
Erstveröffentlichung in kunst:art 67