In eine Metallplatte werden mit einer Nadel Linien geritzt oder geschnitten. Danach wird Farbe auf diese Platte aufgewalzt, die aber gleich so weit wieder heruntergewischt wird, bis sie nur noch in den Rillen stehen bleibt. Dann wird ein angefeuchtetes Papier mit Hilfe einer Presse unter so hohem Druck auf die Platte gepresst, dass es sogar bis in die Rillen dringt und aus diesen die Farbe heraussaugt. Das Bild, das man mit diesem hier vereinfacht geschilderten Druckverfahren erzeugt, nennt man eine Radierung.
Viele Protagonisten der Kunstgeschichte von Dürer bis hinein in die Klassische Moderne haben in der graphischen Technik der Radierung Bedeutendes hervorgebracht. Und auch in unserer Zeit der zunehmenden Digitalisierung des graphischen Schaffens gibt es noch die Kunstschaffenden mit den von der Druckfarbe typisch geschwärzten Händen, die mit den vielfältigen Möglichkeiten dieser Tiefdrucktechnik arbeiten und experimentieren.
Von der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis heute reicht die zeitliche Spanne der Entstehung der Werke, die in der vom Rhein-Pfalz-Kreis initiierten Ausstellung „Die Kunst der Radierung“ im Schloss Kleinniedesheim zu sehen sein werden. Dabei sollen in dieser Schau nicht nur die Motive der graphischen Blätter im Vordergrund stehen, sondern es soll dem Betrachter auch die Vielfalt der technischen Mittel vor Augen gebracht werden, die Künstlern, die auf dem Gebiet der Radierung arbeiten, zur Verfügung stehen und ihnen die Möglichkeit geben, ihre eigene „Handschrift“ einzubringen. So sind Kaltnadelradierungen in dieser Schau ebenso zu sehen wie Aquatintaradierungen oder in Aussprengtechnik geschaffene Blätter.
Die Bilder der Ausstellung stammen aus vier internationalen Privatsammlungen. Sie wurden sowohl von bekannten Protagonisten der Kunstgeschichte gefertigt, die hervorstechende Werke auf dem Gebiet der Radierung hervorgebracht haben, wie Pablo Picasso, Henry Moore, Germaine Richier, Henri Laurens, Emil Schumacher, Allen Jones, Alfred Hrdlicka, Horst Janssen, Marwan oder A. R. Penck, als auch von Künstlern, die mit der hiesigen Region verbunden sind und beachtliche Ergebnisse in dieser Drucktechnik aufweisen können – wie Thomas Duttenhoefer, Klaus Fresenius, Horst Steier oder Dieter Zurnieden.
Die Kunst der Radierung – Druckgrafiken von 1945 bis heute
23.05 – 04. 07.2021
Schloss Kleinniedesheim
Großniedesheimer Straße 1
67259 Kleinniedesheim
Öffnungszeiten: jeweils 13:00 – 17:00 Uhr.
Eintritt nur bei vorheriger Vorausbuchung,
maximal zwei Personen je halbe Stunde.
Anmeldung jeweils Montag – Donnerstag unter: paul.platz@kv-rpk.de
Rhein-Pfalz-Kreis
Text: Rhein-Pfalz-Kreis//Dr. Oliver Bentz, Kurator der Ausstellung
Bild: Dr. Oliver Bentz