Tiefe, klare Seen, sattes Wiesengrün im Vordergrund und in der Ferne scharfkantig umrissen die Alpengipfel: Was banal klingen könnte, gerät hier durch seine kühle Abstraktion doch hochgradig eigentümlich. Nackte Menschen in geometrisch strukturierten Kompositionen, die in seltsamen Verrenkungen Rätselhaftes treiben: Was komisch sein könnte, vermag doch auch den modernen Betrachter zu berühren. Das lässt sich derzeit überprüfen in der aktuellen Ausstellung der Berlinischen Galerie. Das Landesmuseum für moderne Kunst, Fotografie und Architektur lädt zur Retrospektive von Franz Hodler (1853 Bern – 1918 Genf).
Der symbolistische Künstler hat die heimische Bergwelt und ihre Bewohner zum ureigensten Thema gemacht sowie, weiter gefasst, das Verhältnis des Menschen zur Natur überhaupt. Das war ein hochaktueller Diskurs geworden im späten 19. Jahrhundert, rapider technischer Fortschritt und wachsende Städte verlangten gebieterisch nach Neudefinition: Da war es durchaus naheliegend, dass der Schweizer Künstler, dessen Werk bei den Eidgenossen zunächst noch keineswegs auf breiteren Beifall stieß, immer wieder nach Berlin kam. Über die deutsche Hauptstadt und ihre pulsende Kunstszene gelang Hodler tatsächlich der Durchbruch: Renommierte Galeristen nahmen sich seiner an, zahlreiche Einzelausstellungen machten den Namen bekannt. „Ferdinand Hodler und die Berliner Moderne“ bringt 50 Gemälde des Schweizers aufs Neue mit Werken der damaligen Berliner Sezession zusammen.
Ferdinand Hodler und die Berliner Moderne
bis zum 17.1.2022
Berlinische Galerie
Alte Jakobstr. 124-128
D-10969 Berlin
Tel.: +49-30-78902600
Mo + Mi – So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 12 €, erm. 9 €
www.berlinischegalerie.de
Text: Dieter Begemann
Bild: Berlinische Galerie
Erstveröffentlichung in kunst:art 82