Fröhliche Bauernkinder und eine betende alte Frau

23.2. – 10.7.2022| Residenzgalerie Salzburg

Abgebildet ist der Oberkörper einer sehr alten Frau mit zum Gebet gefalteten Händen. Das Gesicht leuchtet beige-gelb und ist komplett mit vielen kleinen Falten übersät. Ihr Mund ist leicht geöffnet und gibt den Blick auf faulige Zähne im Unterkiefer frei. Da ihr Kopf nach unten geneigt ist, bildet sich ein Doppelkinn. Das kleinformatige Bild, in Öl auf Kupfer gemalt, entspricht sicherlich nicht heutigen Schönheitsidealen. Dennoch und zu Recht zählt die friedliche Szene einer tief ins Gebet versunkenen alten Frau zu den Publikumsmagneten in der Salzburger Residenzgalerie. Das Gemälde „Betende alte Frau“ des Niederländischen Barockmalers Rembrandt Van Rijn (1606–1669), auch „Rembrandts Mutter betend“ genannt, bildet den Kern der aktuellen Ausstellung mit ausgesuchten Meisterwerken aus der Sammlung der Residenzgalerie.

Zu den ausgesuchten Glanzstücken gehören auch holländische und flämische Gemälde aus Rembrandts Zeit, die das Land Salzburg aus der altösterreichischen Adelssammlung Czernin erwarb und die zum wertvollsten Gemäldebestand des Landes zählen. Zu sehen sind wegweisende Landschaftsbilder von Jan van Goyen, Aelbert Cuyp, Paulus Potter und Salomon van Ruysdael ebenso wie das berühmte Frühstücks-Stillleben von Jan Davidsz. de Heem, der zu den bedeutendsten niederländischen Stilllebenmalern des 17. Jahrhunderts zählt. In seinen Stillleben verbindet de Heem (1606–1683) das holländische Helldunkel der warmen Farbtöne mit dem lebhaft leuchtenden Kolorit der flämischen Kunst.

In „Stillleben, Frühstück mit Champagnerglas und Pfeife“ türmen sich auf einem Holztisch mit gerafftem Tischtuch exquisites Tafelgeschirr und kostbare Früchte zu einer klassischen Dreieckskomposition. Von den hervorragenden malerischen Qualitäten Jan Davidsz. de Heems zeugen der fein ziselierte Goldbecher neben dem venezianischen Champagnerglas und die angeschnittene Zitrone, deren saftiges Fruchtfleisch und plastisch modellierte Schale die Sinne des Betrachters anregen. Die glimmende Zündschnur, die Pfeife oder der umgestürzte Römer hingegen gemahnen an die Vergänglichkeit allen irdischen Lebens. Porträts und Genrebilder verdichten die Eindrücke der niederländischen Malerei der Zeit, die durch Werke des Französischen, Italienischen und Österreichischen Barock abgerundet werden.

Orts- und Epochenwechsel: Ein weiterer Teil der Ausstellung widmet sich dem hochkarätigen Bestand der österreichischen Malerei des 19. Jahrhunderts. Zu sehen sind Ansichten Salzburgs von Friedrich Loos und Johann Fischbach; Meisterwerke von Hans Makart und von Ferdinand Georg Waldmüller, einem herausragenden Vertreter des frühen Realismus, runden die Schau ab. Waldmüllers Gemälde „Kinder im Fenster“ kann als Pendant zu Rembrandts „Betende alte Frau“ gesehen werden. Fröhliche Kinder drängeln sich aus dem dunklen Innenraum ans offene Fenster. Waldmüller erreicht mit dem scharf begrenzten Hell-Dunkel eine bestechend realistische Oberflächenwirkung. Die Darstellung heiterer Bauernkinder ohne sozialkritischen Anspruch war zur Entstehungszeit 1853 ein beliebtes Sujet.

 

 

 

 

Meisterwerke
23.2. – 10.7.2022
Residenzgalerie Salzburg
Residenzplatz 1/Domplatz 1a
A-5020 Salzburg
Tel.: +43-664-6116677
Mo + Mi – So 10 – 17 Uhr
Eintritt: 13 €, erm. 10 €
www.domquartier.at

Text: Stefan Simon
Bild: Residenzgalerie Salzburg
Erstveröffentlichung in kunst:art 84