Er war nicht nur ein begnadeter Maler, er konnte auch hervorragend singen und musizieren. Kein Wunder, dass Max Slevogt (1868–1932) seine Faszination für Theater, Oper und Tanz selbst in Kunst verwandelte und berühmte Interpreten auf die Leinwand bannte. Bevorzugt auf der Bühne, in Bewegung und oft voller Schwung fing er sie ein und ließ das theatrale Moment der Darstellung sowie seine eigene Begeisterung als Zuschauer ineinanderschwingen.
Jetzt steht genau diese Thematik im Mittelpunkt der Ausstellung „Les Amusements – Max Slevogts Inspiration durch Bühne und Literatur“ im Museum Georg Schäfer in Schweinfurt. Das Haus besitzt das Gemälde „Maskenball“ von 1986, ein feuriges „Selbstbildnis“ von 1915, in dem der Maler auf Wagners „Tannhäuser“ Bezug nimmt, sowie einige seiner Entwürfe für Bühnenbilder und Buchillustrationen. Hinzu kommen bedeutende Leihgaben von großen Slevogt-Sammlungen aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland.
Kaum war der Künstler 1901 nach Berlin übergesiedelt, tauchte er in die schillernde Theater- und Opernwelt der Metropole ein und machte mit vielen berühmten Vertreterinnen und Vertretern der darstellenden Kunst Bekanntschaft. Besonders gefeiert wurden seine Porträts des portugiesischen Sängers Francisco d’Andrade, der in Rollen des Don Juan oder Don Giovanni brillierte. Ebenfalls hoch im Kurs standen Slevogts Impressionen von legendären Tänzerinnen wie Anna Pavlova und Antonia Mercé. Dass Letztere eine Flamencokünstlerin war, passte zu seinem Interesse an neuen, gerade in Mode gekommenen Ausdrucksformaten, dem freien modernen Tanz, dem orientalischen Schleiertanz oder japanischen Tänzen: Wie sein französischer Kollege Toulouse-Lautrec ließ sich Slevogt von Revue und Cabaret zu zahlreichen Skizzen und Gemälden hinreißen.
Gleichzeitig wurde der Sezessionist mehrfach mit der Gestaltung von Bühnenbildern und Kostümen betraut. Seine Entwürfe für die Aufführungen von Hauptmanns „Florian Geyer“ oder Mozarts „Don Giovanni“ sind im zweiten Abschnitt der vierteiligen Schau zu sehen. Auch für Bayreuth hatte Slevogt Ideen zu Papier gebracht, die aber nie realisiert wurden.
Gefolgt werden diese Arbeiten von Zeichnungen und Illustrationen zu Themen aus Erzählungen, Märchen und Abenteuerromanen. Hier schlägt sich das innere Erleben des Malers in temperamentvollen, virtuos vollführten Bleistift-, Kreide- oder Federäußerungen nieder, wird zum Ausdruck von Spannung und Dramatik.
Der letzte Teil der Ausstellung widmet sich anderen Facetten in Slevogts Leben, wie seinen Sommeraufenthalten in der Pfalz, die er in zahlreichen Landschaften festhielt. Aber auch dort, im Haus der Schwiegereltern in Neukastel, war die Welt der Bühne allgegenwärtig: Im zentralen Musikzimmer hatte der Künstler raumfüllende Wandbilder mit Opernszenen geschaffen.
„Seine Malerei ergründete nicht die Erscheinung, sie musizierte mit den Formen“, schrieb der Kritiker Karl Scheffler zum persönlichen Klang von Slevogts Werk.
Dr. Julia Behrens ist Kunstjournalistin und hat ihre Doktorarbeit über Künstlerateliers geschrieben.
Les Amusements. Max Slevogts Inspirationen durch Bühne und Literatur
13.3. – 19.6.2022
Museum Georg Schäfer
Brückenstr. 20
D-97421 Schweinfurt
Tel.: +49-9721-514820
Di 10 – 20 Uhr, Mi – So 10 – 17 Uhr
www.museumgeorgschaefer.de
Text: Dr. Julia Behrens
Bild: Museum Georg Schäfer
Erstveröffentlichung in kunst:art 84