Menschenartige Figuren mit gezwirbelten Nasen, körperlose Köpfe mit gefletschten Zähnen, den Weg versperrende Hasen, Hunde mit fadendünn gezogenen Körpern und alles wild durcheinander: Kurz, es ist ein fürwahr bizarrer Kosmos, der sich in den Bildern von Frieder Heinze auftut, und auch ein bisschen beängstigend. Der Eingang in diese Welt befindet sich derzeit im Kunstmuseum Magdeburg, das dem 1950 in Leipzig geborenen Künstler eine Einzelausstellung ausrichtet. Kein Zweifel, Heinze fiel mächtig auf vor dem linientreuen künstlerischen Horizont der DDR. Aber vergessen wir nicht, es gab auch Nischen, die mutige Einzelgänger für sich besetzten: Heinze gehörte 1984 zu den Mitinitiatoren der größten von der offiziellen Kulturpolitik unabhängigen Kunstschau, dem „1. Leipziger Herbstsalon“.
Woher sein Hang zum Fantastischen? Vielleicht lassen sich da Spuren ausmachen von seiner Zeit an der Leipziger Kunsthochschule, wo er bei Wolfgang Mattheuer und Werner Tübke als Meisterschüler studierte. Die wilde Kombinatorik könnte er dort gelernt haben, das Vertrauen auf die eigene Fantasie – und auf eine ureigene Formsprache. Denn ganz anders als bei den erwähnten Lehrern ist Heinzes Bildwelt nicht bildungsgesättigt, sein künstlerischer Duktus hat immer etwas von einer Kinderzeichnung, und zwar einer ziemlich ruppigen und ungebärdigen. Ist das nun prophetisch: Im Hintergrund eines schon etwas älteren Bildes von Heinze kann man etwas ausmachen, das verdammt wie ein Corona-Virus aussieht…
Frieder Heinze. Kopfüber – Kopfunter
6.3. – 6.6.2022
Kunstmuseum Magdeburg
Regierungsstr. 4-6
D-39104 Magdeburg
Tel.: +49-391-565020
Di – Fr 10 – 17 Uhr, Sa + So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 6 €, erm. 3 €
www.kunstmuseum-magdeburg.de
Text: Dieter Begemann
Bild: Kunstmuseum Magdeburg
Erstveröffentlichung in kunst:art 84