Seien es die Minimal-Künstler George Cup & Steve Elliott oder der belgische Fluxus-Grenzgänger Jean-Guillaume Ferrée – umrankt von Mythen ihres Künstlerlebens werden ihre Werke in Museen präsentiert und könnten stilistisch nicht unterschiedlicher sein. Dennoch gehen sie alle auf denselben, ganz und gar zeitgenössischen Urheber zurück: Der Konzeptkünstler Dirk Dietrich Hennig (* 1967) schreibt seine eigene Kunstgeschichte. Er befragt den Gehalt von Wahrheit, Geschichte und kollektiver Erinnerung, wenn er seine fiktiven Künstler an zentrale Kunstströmungen anknüpfen und vermeintliche Lücken in der Kunstgeschichte schließen lässt. So erschafft er nicht nur die Künstlerpersönlichkeiten, sondern webt auch Artefakte und Ephemera zu einer solch überzeugenden Inszenierung, dass etwa 2010 ein Film von George Cup & Steve Elliott in der Londoner Tate Gallery präsentiert wurde, ohne dass sich die Kuratoren der Fiktion bewusst waren.
Passend hierzu rief er im Jahr 1998 das Cupere Institut für Geschichtsintervention ins Leben, das sich mit dem Begriff der Wahrheit in der (Kunst-)Geschichtsschreibung auseinandersetzt.
Das Sprengel Museum Hannover widmet nun dem in dieser Stadt lebenden und arbeitenden Hennig eine Einzelausstellung anlässlich der Veröffentlichung des 77. Bandes der von der Stiftung Niedersachsen herausgegebenen Reihe „Kunst der Gegenwart aus Niedersachsen“. So rückt ausnahmsweise jener Künstler in den Fokus, der im Kern seines Kunstbegriffs den Blick des Publikums stets von sich weg richtet.
Dirk Dietrich Hennig. Kunst der Gegenwart aus Niedersachsen
17.8. – 30.10.2022
Sprengel Museum Hannover
Kurt-Schwitters-Platz
D-30169 Hannover
Tel.: +49-511-16843875
Di 10 – 20 Uhr, Mi – So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 7 €, erm. 4 €
www.sprengel-museum.de
Text: Ninja Elisa Felske
Bild: Sprengel Museum Hannover
Erstveröffentlichung in kunst:art 86