Das hat Wucht: Einundzwanzig bis zu vier Meter hohe Stahlträger stehen senkrecht auf dem Fußboden, ebenso viele rohe Gesteinsbrocken von genau dem gleichem Gewicht liegen zwischen ihnen. Je ein Träger und ein Stein sind durch ein sehr dünnes Stahlseil, das über einen Haken an der Decke läuft, in heikler Balance zu einem Paar verbunden. Zu sehen ist das mächtige Ensemble im Zürcher Museum Haus Konstruktiv, das derzeit den mexikanischen Künstler Jose Dávila (* 1974) in einer umfassenden Soloschau vorstellt. Das Spiel mit der Schwerkraft (und ihrer scheinbaren Aufhebung) ist nur ein Aspekt im Schaffen Dávilas. Im erwähnten Beispiel stehen Industriematerial und naturbelassene Steine in spannungsreichem Verhältnis. Das aber ist für den Künstler nicht nur bloßer Gegensatz, gibt er doch seinem Ensemble den Titel „The Act of Being Together“. Bei allem austarierten Minimalismus kommt doch poetische Qualität auf, oder auch die Beschwörung eines gesellschaftlichen Miteinanders. „Eine Allegorie, die die letzten zwei Jahre der Welt zusammenfasst“, so sagt es der Künstler, dem aber die Offenheit der Aussage stets am Herzen liegt.
Neben den Objekten im Fokus der Schau, die zumeist in der Auseinandersetzung mit den räumlichen Bedingungen des Museums arrangiert sind, zeigt Dávila neue Malereien. Auch sie wirken geradezu physisch, so das wandfüllende fünfteilige Werk, das der ganzen Ausstellung den Titel leiht: „Memory of a Telluric Movement“, Erinnerung an ein Erdbeben.
Jose Dávila. Memory of a Telluric Movement
2.6. – 11.9.2022
Museum Haus Konstruktiv
Selnaustr. 25
CH-8001 Zürich
Tel.: +41-44-2177080
Di – So 11 – 17 Uhr, Mi 11 – 20 Uhr
Eintritt: 18 CHF, erm. 12 CHF
www.hauskonstruktiv.ch
Text: Dieter Begemann
Bild: Museum Haus Konstruktiv
Erstveröffentlichung in kunst:art 86