Sicher, der so weltabgewandt und andächtig in sein Buch versenkte junge Mann, dieses so berühmte Werk des großen Bildhauers Ernst Barlach (1870–1938) ist auch in Güstrow zu sehen. Aber die 1994 ins Leben gerufene Ernst Barlach Stiftung in der Stadt, die sich selbst stolz „Barlach-Stadt“ nennt, hat noch weit mehr zu bieten. Sie wurde zur Pflege des persönlichen und künstlerischen Nachlasses des Künstlers gegründet an der Stätte seiner späten Jahre. Eine erste Präsentation gab es schon 1953 in der Gertrudenkapelle, zu der später das museal zugänglich gemachte Wohn- und Atelierhaus am Heidberg hinzukam. Eine nochmalige Erweiterung der Ausstellungsfläche brachte der unmittelbar benachbarte, schlichte Neubau des Ausstellungsforums. Und dieser Herbst schließlich brachte die Sanierung im Haus des Künstlers zum Abschluss. Der Bestand von Werken Barlachs konnte im Laufe der Zeit ergänzt werden durch Neuzugänge, zu denen die Nachlässe von Friedrich Schult (1884–1978) und Margarethe Böhmer (1887–1969) zählen.
„Neu entdeckte Vielfalt“, so der Titel der neuen Schau, zeigt nicht nur eine oft überraschende Variantenbreite im bildhauerischen und grafischen Werk Barlachs, sondern öffnet gerade mit den erwähnten Weiterungen interessante Perspektiven: Man vergleiche nur Böhmers „Sitzende Katze“, einen dunkel schimmernden Stukkoguss von 1941, in seiner so einfach scheinenden, aber so schwer zu erreichenden Konzentration auf das Wesentliche mit Barlachs Werk.
Neuentdeckte Vielfalt
21.10.2022 – 5.2.2023
Ernst Barlach Stiftung Güstrow
Heidberg 15
D-18273 Güstrow
Tel.: +49-3843-844000
Di – So 11 – 16 Uhr
Eintritt: 6 €, erm. 4 €
www.ernst-barlach-stiftung.de
Text: Dieter Begemann
Bild: Ernst Barlach Stiftung Güstrow
Erstveröffentlichung in kunst:art 88