Sie ist eine Künstler-Ikone des Feminismus und der Studentenbewegung der 1960er-Jahre, die mit textilen Projekten und Traumzeichnungen ihre unmittelbare Umgebung transformiert. Er lässt in seinen Installationen eine ähnliche Transformationskraft wirken, wobei er ganz explizit auf lebende Organismen wie Pflanzen zurückgriff und so ganze Landschaften im Stil der Minimal Art kreierte. Die Symbiose des Lebendigen, die den beiden künstlerischen Positionen von Ingrid Wiener (* 1942) und Martin Roth (1977–2019) zu eigen ist, wird Fokus der im Kunsthaus Graz gezeigten Retrospektive beider Künstler.
Zu sehen sind in Graz beispielsweise nicht nur die Gobeline und Textilarbeiten Ingrid Wieners – die österreichische Künstlerin begann in ihrer Wahlheimat Kanada, von Albträumen geplagt, die Verflechtungen ihrer Innenwelt bildlich aufzuzeichnen. Das Ineinandergreifen von Natur- und Kunstraum, auch Dislokation, ist stets Teil der Arbeiten des mit nur 41 Jahren verstorbenen Künstlers Martin Roth, wenn er etwa in Perserteppichen eine zart wachsende Grasfläche Wurzeln schlagen lässt. Oder für einen kleinen Bonsai eine eigene Klanginstallation kreiert und ihm damit einen akustischen Lebensraum schafft. Die Kuratoren Katrin Bucher Trantow und Michaela Leutzendorff Pakesch spielen dabei bewusst auf die Thesen der Naturwissenschaftshistorikerin Donna Haraway an: Sie sieht in der Symbiose mit anderen natürlichen Arten der Erde die einzige angemessene Haltung für den Menschen.
Ingrid Wiener, Martin Roth. Von weit weg sieht man mehr
10.2. – 21.5.2023
Kunsthaus Graz
Lendkai 1
A-8020 Graz
Tel.: +43-316-80179200
Di – So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 11 €, erm. 4,50 €
www.museum-joanneum.at/kunsthaus-graz
Text: Karolina Wróbel
Bild: Kunsthaus Graz
Erstveröffentlichung in kunst:art 90