Er ist DER herausragende Maler der deutschen Romantik schlechthin: Caspar David Friedrich (1774–1840). Mehr noch, für viele scheinen seine Werke nicht nur Ausdruck einer spezifischen Zeit und Haltung zu sein, der Romantik des frühen 19. Jahrhunderts eben, sondern, mehr noch, Ausdruck von etwas typisch „Deutschem“: So finden sich bei unzähligen Buchtiteln über Deutschland, auch solchen, die wenig mit Kunst zu tun haben, Werke des Künstlers auf dem Cover. Ein absoluter Solitär also, dieser Caspar David Friedrich. Oder doch nicht? Genau an dieser Fragestellung setzt das gemeinsame Ausstellungsprojekt des Georg Schäfer Museums in Schweinfurt und des Kunst Museums Winterthur ein. Eine schlüssige Partnerschaft, verfügen beide Häuser doch zusammen über mehr als zwanzig Werke von Friedrich, darunter sind so berühmte wie die „Kreidefelsen auf Rügen“ (1818, in Winterthur) und ein atmosphärisch dichter Zyklus der „Tageszeiten“ (1820/1) in Schweinfurt. Aber auch über reiche eigene Bestände aus dem weiteren Umfeld der Romantik verfügen die beiden Häuser, zu deren Ergänzung für die Ausstellung Leihgaben treten. Die erste Präsentation von „Caspar David Friedrich und die Vorboten der Romantik“ findet im zweiten Quartal dieses Jahres im Museum Georg Schäfer statt, Winterthur folgt ab Ende August.
Friedrichs Sonderstellung in seiner Zeit scheint sich gleich zu bestätigen, schaut man auf seine Biografie: Vom heimischen Greifswald und der Ostseeküste ging sein Weg zur Ausbildung nämlich nicht nach dem obligaten Rom (oder Italien überhaupt), sondern in die entgegengesetzte Richtung, nach Kopenhagen. Die dortige Akademie war zwar eher konservativ, bot aber doch solides Programm, zu dem auch die Beschäftigung mit barocker Landschaftsmalerei gehörte. In der Folge kam der Künstler nach Dresden, mit Autoren wie Tieck, Novalis oder Schlegel und Malern wie Runge, den Brüdern Riepenhausen und Ferdinand Olivier ein förmlicher Hotspot der Romantik. Bei Schriftstellern wie bildenden Künstlern war eine neue Sensibilität für die Landschaft zu spüren, ja, die einst eher minder geachtete Gattung stieg in den höchsten denkbaren Rang auf. Die Landschaft aber als Spiegel oder Projektionsfläche der seelischen Befindlichkeit, kurz die Stimmungslandschaft, wie sie für die Romantik um 1800 typisch wurde, hatte Vorläufer schon im 18. Jahrhundert. Diese „Vorboten der Romantik“ nannte damals der Philosoph Cay Lorenz Hirschfeld (übrigens auch ein einflussreicher Theoretiker der Gartenkunst im Sinn des Landschaftsgartens) „feierliche Landschaften“. Künstler wie Caspar Wolf oder Adrian Zingg schienen von einem der Romantik verwandten Impetus getrieben zu sein, indem sie zwischen realistischer Erkundung von (heimischer) Landschaft und Idealisierung vermittelten. An ihre Verwendung von Stimmungsauslösern konnten dann Friedrich und andere Romantiker anknüpfen. Die von Wolf Eiermann (Schweinfurt) und David Schmidhauser (Winterthur) kuratierte Schau ist ihrerseits Vorbotin des 250. Geburtstags des Künstlers 2024.
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Caspar David Friedrich und die Vorboten der Romantik
2.4. – 2.7.2023
Museum Georg Schäfer
Brückenstr. 20
D-97421 Schweinfurt
Tel.: +49-9721-514825
Di 10 – 20 Uhr, Mi – So 10 – 17 Uhr
www.museumgeorgschaefer.de
Text: Dieter Begemann
Bild: Museum Georg Schäfer
Erstveröffentlichung in kunst:art 90