Josephine Baker in der Bundeskunsthalle in Bonn
Der Erfolg wurde ihr nicht in die Wiege gelegt: Josephine Baker erlebte eine Kindheit in prekären Verhältnissen, wurde Zeugin von Segregation und Rassismus in ihrer Heimatstadt St. Louis. Ihre alleinerziehende Mutter schickte sie bereits als Kind zum Arbeiten. Für Josephine Baker war Tanzen das Mittel der Wahl, um ihren Lebensumständen zu entfliehen, und so ist es nicht verwunderlich, dass sie bereits mit 10 Jahren ihren ersten Tanzwettbewerb gewann.
Die talentierte Tänzerin und Sängerin arbeitete hart an ihrer Karriere, tourte durch die USA und trat in New York auf. Als sie für eine Show in Paris entdeckt wurde, ergriff sie ihre Chance und siedelte nach Frankreich über. Eine Entscheidung, die ihr Leben von Grund auf verändern sollte: Hier wurde sie über Nacht zum gefeierten Superstar.
Natürlich gab es auch Kritik an Bakers freizügigen Auftritten und ihrer lockeren, modernen Lebensweise. Insgeheim jedoch wurde sie für ihre positive Lebensenergie und ihren glamourösen Stil bewundert. In der Pariser Show erfüllte sie das damals vorherrschende Klischee der exotischen Tänzerin, gleichzeitig genoss sie jedoch das Privileg eines freien und selbstbestimmten Lebens, das Ruhm und Reichtum ihr ermöglichten.
Als erster afroamerikanischer Star setzte sich Josephine Baker als Bürgerrechtsaktivistin an der Seite von Martin Luther King für die Gleichberechtigung der Schwarzen in den USA ein. Keine leichte Aufgabe, denn die Rassentrennung war damals noch allgegenwärtig. So wurde Baker zum Beispiel von Hotels abgewiesen oder musste für einen Restaurantbesuch die Hintertür benutzen.
Enttäuscht kehrte sie ihrem Heimatland den Rücken zu, ließ sich 1937 in Frankreich einbürgern und kaufte das märchenhafte Schloss „Les Milandes“ in der Dordogne, in dessen Schlosskapelle sie erneut heiratete, den Dirigenten Jo Bouillon.
Das geräumige Schloss wurde zur Heimat ihres Regenbogenclans: Mit der Adoption von zwölf Kindern unterschiedlicher Hautfarbe, Nation und Religion erfüllte sie sich den Wunsch nach einer Familie und erbrachte gleichzeitig den Beweis, dass ein friedliches und vorurteilsfreies Zusammenleben möglich sei.
Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete sie eng mit der Résistance zusammen, transportierte als Agentin Geheimakten, die mit unsichtbarer Tinte geschrieben waren, versteckt in ihren Partituren. Von 1941 bis zum Ende des Krieges lebte sie in Afrika und unterstützte dort die Truppen als Unterhalterin. Ihrem Einsatz ist es zu verdanken, dass Soldaten jedweder Hautfarbe gemeinsam ihre Konzerte besuchen durften.
Für ihre Verdienste im Kampf gegen den Nationalsozialismus wurde ihr der Orden der französischen Ehrenlegion verliehen. Eine besondere Ehre wurde ihr posthum durch die Aufnahme in das Pariser Panthéon zuteil.
Die Ausstellung „Freiheit – Gleichheit – Menschlichkeit“ in der Bundeskunsthalle in Bonn ermöglicht Einblicke in das Leben Josephine Bakers jenseits des Rampenlichts. Ihr unermüdlicher Einsatz und ihre Visionen für eine bessere Welt sind heute so aktuell wie zu ihren Lebzeiten.
Josephine Baker. Freiheit – Gleichheit – Menschlichkeit
bis zum 24.9.2023
Kunst- und Ausstellungshalle der BRD
Museumsmeile Bonn
Helmut-Kohl-Allee 4
D-53113 Bonn
Tel.: +49-228-9171200
Di – So 10 – 19 Uhr, Mi 10 – 21 Uhr
Eintritt: 5 €, erm. 2,50 €
www.bundeskunsthalle.de
Text: Karin Gerwens
Bild: Museumsmeile Bonn
Erstveröffentlichung in kunst:art 92