Claudia Berg: Unweit des Canal Grande

07.10. – 30.11.2023 | Galerie Profil Weimar


Claudia Berg hat sicher schon in der Wiege gezeichnet. Kein Interesse an Spielzeug und Puppen, nur ein Bleistift reichte zum Glück. Dann hat sie in China gezeichnet und auch in Spanien und schließlich an der Burg, der berühmten halleschen Kunstschule. Da gab es zum Glück eine Klasse für Zeichnerinnen und Zeichner. Streng schwarz-weiß, Druckerschwärze, Hochdruck, Flachdruck, Tiefdruck. Eine Kupferplatte wird raffiniert beschädigt mit Linien, aus Linien bestehenden Flächen, raue Stellen, die Möglichkeit für grau. Alte Dachplatten eignen sich auch, an denen schon Regen und Schnee gearbeitet haben. Das zu Raue wird geglättet, das zu Glatte zerstört. Was sich nicht wegwischen lässt, wenn die Platte eingeschwärzt wird, das druckt: Kaltnadelradierung. Eigentlich eine Technik um Zeichnungen zu vervielfältigen, bei Claudia Berg immer mehr ein Mittel, um malerische Schönheit und Tiefe zu erzeugen, wie man das mit einer direkten Zeichnung nie könnte.
Das hat sie auch versucht. Für ihre Skizzen bevorzugte sie schon beschriebene oder schon bedruckte Blätter, nicht zu schwarz, möglichst alt, alte Noten, verblichene Poesiealben. Aber besser doch, die Beschädigung selbst zu erzeugen. Das hat sie nun jahrelang gemacht, immer fleißig, in der Natur, in Atelier, in der Fremden, zu Hause. Die Umwelt war ihr Anregung, um das darzustellen, was sie empfindet, ihre Freude am Dasein, am Zufall und Glück der irdischen Existenz. Das will sie mitteilen, also nicht nur Häuser, Bäume und Sträucher abbilden. Wenn es ihr gelingt entstehen Blätter, die auf unerklärliche, eben künstlerische, Weise spannend sind, und die man gerne um sich haben will. Natürlich arbeitet sie nicht ohne die genaue Kenntnis der gestalterischen Sprache, das hat sie auf der Hochschule gelernt und von den vielen großen Künstlern, die vor uns schon da waren. Sie ist neugierig, sie hat viel gesehen, man muss es suchen, sie hat viel gefunden.


Nun hat sie eine Meisterschaft erreicht, die kaum noch verbesserbar ist. Schon fingen ihre Blätter an farbig zu scheinen. Da nun kam im rechten Augenblick Italien, das für uns aus dem Norden andere Licht, eine Welt ohne das hallesche Grau. So ist es nicht verwunderlich, dass Farbe und Licht sie verführt haben zu malen. Sie malt aber nicht wie ein Maler, sondern die grafischen Erfahrungen bleiben dabei. Das kam ganz unerwartet, ganz organisch, mit einer selbstverständlichen Sicherheit, die eben die schon erarbeiteten Grundlagen aufnimmt. Inzwischen kennt sie Italien, das antike, das mittelalterlich, das heutige. Manches Alte ist immer noch da, manches Neue bleibt dem Alten verhaftet. Die Welt der Etrusker ist nahe, auch wenn es nur Mauern und Wege zu sehen gibt. Giotto und Mantegna sind nicht verblasst und das Licht und die Luft von Venedig ist ewig. Dass es da keine Autos gibt, ist ungewöhnlich, auch keine Fahrräder, die Welt ist stehen geblieben und doch ganz und gar da. Claudia Berg studiert weiter. Sie arbeitet weiter. Wir freuen uns auf das alles, was schon zu sehen ist und auf das, was noch kommen wird.

Laudatio von Prof. Helmut Brade 

Galerie Profil, Weimar, 7. Oktober 2023
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