Gibt es noch Todsünden?

14.10.2023 – 1.4.2024 | Kunsthalle Krems

Nathalie Djurberg & Hans Berg, How to Slay a Demon (Filmstill), 2019

Durch die christliche Tradition zieht sich die Vorstellung, dass es jenseits der gewöhnlichen, sozusagen routinemäßigen Fehlerhaftigkeit des Menschen auch besonders üble Fehltritte gibt. Die Todsünden sind schwerwiegende Vergehen, bei denen die Gemeinschaft zwischen Geschöpf und Schöpfer bewusst aufgekündigt wird. Ihre symbolische Siebenzahl: Hochmut, Geiz, Ausschweifung, Zorn, Gefräßigkeit, Neid und Trägheit.

Nun stellt sich natürlich in Zeiten nach dem Ende der gesellschaftlichen Verbindlichkeit des christlichen Wertekanons die Frage, ob und was Zeitgenossen heute mit diesen schweren moralischen Geschützen noch anfangen können. Die Kunsthalle Krems in Niederösterreich hat nationale und internationale Künstler, Musiker und Autoren eingeladen, sich mit dem Thema zu befassen. Unbedingt relevant, handelt es sich hier schließlich um existenzielle Kategorien, die undogmatisch und überkonfessionell zu bedenken sind. Und weiter, durchaus brisant: Gibt es Kulturen übergreifende moralische Universalien? Die Mexikanerin Teresa Margolles blickt auf menschliche Tragödien, auch Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller schaut hin. Julia Belova aus Russland sucht Antworten in ihren neubarocken Plastiken. Von überraschendem Humor dagegen angesichts des schwerwiegenden Themas sind die Zeichnungen Dan Perjovschis aus Rumänien. Weitere Positionen gesellen sich hinzu, die sich am anspruchsvollen Spagat zwischen Moral (auch ohne Theologie) und Kunst versuchen.

7 Todsünden. Aktuelle Kommentare
14.10.2023 – 1.4.2024
Kunsthalle Krems
Museumsplatz 5
A-3500 Krems an der Donau
Tel.: +43-2732-908010
Di – So 10 – 17 Uhr
Eintritt: 12 €, erm. 10 €
www.kunsthalle.at

Text: Dieter Begemann
Bild: Kunsthalle Krems
Erstveröffentlichung in kunst:art 94

Über Dieter Begemann 271 Artikel
Begemanns Blog: Sternschnuppen An dieser Stelle soll es um ästhetische Sternschnuppen gehen und, wie es die Schnuppen so machen, sollen sie hin und her zischen auf manchmal verblüffenden Kursen – kreuz und quer! Ich konnte (und musste zum Glück mich auch nie) entscheiden zwischen praktisch-bildkünstlerischen und theoretischen Interessen: Ich liebe Malerei und Bildhauerei, begeistere mich für Literatur, bin ein Liebhaber von Baukunst und Design –aber meine absolute Leidenschaft gehört der Gestaltung von Gärten und Autos. Und, eh ich’s vergesse: natürlich dem Film!!