Am 6. Oktober wurde der in Weimar geborenen und in Leipzig lebenden Doris Ziegler der Max-Pechstein-Ehrenpreis in Zwickau verliehen. Damit verbunden ist eine umfassende Ausstellung der Künstlerin. Doris Ziegler erlernte als junge Frau den Beruf der Stenotypistin und studierte von 1969 bis 1974 Malerei an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig (HGB) bei Werner Tübke und Wolfgang Mattheuer. Sie gehört damit zur zweiten Generation der Leipziger Schule. 1989 wurde sie unter Arno Rink als Rektor der HGB Assistentin für Malerei. Sie erhielt 1993 eine Professur für das Grundlagenstudium, die sie bis 2014 innehatte.
Die Schau spannt den Bogen von kühlen, sachlichen Figurenbildern und Stadtlandschaften aus den 1970er-Jahren, die sich klar vom Schaffen Tübkes und Mattheuers distanzieren, bis hin zu ihrem neuesten Werk „Boot III“ von 2022. Das Boot, das bei Doris Ziegler symbolhaft mit gesellschaftlichen Zuständen verbunden ist, steht im Mittelpunkt der Retrospektive. In „Boot II“ aus dem Jahr 1988 beschäftigt sich die Künstlerin mit der Ausweglosigkeit, als Bürger der DDR, nicht reisen zu dürfen, und dem damit verbundenen Drang nach Freiheit. Höhepunkt der Präsentation ist der erstmals fast komplette „Passagen“-Zyklus von 1988 bis 1994. In ihm schildert die Künstlerin aus ihrer Sicht den Zusammenbruch der DDR und die damit verbundenen gesellschaftlichen Umbrüche. Was bei Doris Ziegler beeindruckt, ist, dass sie ihren eigenen Stil fand und bis heute auf dem Kunstmarkt unterschätzt wird.
Doris Ziegler. In den Booten
7.10.2023 – 14.1.2024
Kunstsammlungen Zwickau
Max-Pechstein-Museum
Lessingstr. 1
D-08058 Zwickau
Tel.: +49-375-834510
Di – So 11:30 – 17 Uhr
Eintritt: 6 €, erm. 4 €
www.kunstsammlungen-zwickau.de
Text: Nadja Naumann
Bild: Kunstsammlung Zwickau
Erstveröffentlichung in kunst:art 94