Sieben Raben, Vorboten des Todes, stürzen sich auf eine undefinierbare Stelle im Schnee. Vor einem alten Baum eine klaffende Wunde. „Randegg mit Raben“, ein Landschaftbild von Otto Dix als Ausdruck der politischen Situation jener Tage, als der Künstler vor den Nazis ins Exil nach Schloss Randegg ging. Der Baum, den Dix noch zu Lebzeiten vom Fenster seines Zimmers malte, musste vor wenigen Jahren gefällt werden.
Seither gibt es auf Randegg eine Fehlstelle. Simone Haack, Meisterschülerin von Karin Kneffel, hat sich ihrer angenommen. Wie zuletzt, als die bedeutende Dix-Sammlung der Städtischen Sammlungen in Freital auf Schloss Burgk sie einlud, die Fehlstelle des Dix-“Bildnis Rosa Eberl“ zu ersetzen, da dieses Werk in die derzeit laufende Ausstellung, „Dix und die Gegenwart“, nach Hamburg in die Deichtorhallen ging, wo sie nun auch dort neben einem Porträt von Simone Haack hängt.
In der von Dix gemalten Kapelle schuf sie über dem Altar mit ihrem Bild eine Analogie zur christlichen Ikonografie. Hier der Baum als Symbol der Trinität. Installativ umgeben von sieben Raben, die den Gedanken Dix ́raumgreifend für die heutige Zeit wieder aufnehmen. In weiteren Schlossräumen findet sich ihr erstmals in ihrer Überblicksausstellung „EXIL“ gezeigtes zeichnerisches Œuvre, welches symbolhaft die Fragilität des menschlichen Wesens offenlegt – mit den Mitteln des Realismus zwar, aber ohne Realität abzubilden. Es sind Werke von einem inneren Exil an diesem historischen Ort, der ihre Bildwelten wie Zufluchtsorte erscheinen lässt. Sehenswert.
Simone Haack. Exil
bis zum 15.2.2024
Schloss Randegg
Otto Dix Str. 52
D-78244 Gottmadingen-Randegg
Tel.: +49-175-5658568
Besuch nach telefonischer Vereinbarung
und Sa + So 13 – 18 Uhr
Eintritt frei
www.schloss-randegg.de
Text: Sebastian C. Strenger
Bild: Schloss Randegg
Erstveröffentlichung in kunst:art 95