Streng und spielerisch

14.04.2024 - 14.04.2024 | Kunstmuseum Reutlingen

François Morellet, Trames, 1959

Konkrete Progressionen im Kunstmuseum Reutlingen

Schwarze Dreiecke auf einem weißen Grund. Mehr gibt es nicht auf François Morellets Bild „52 x 4 N° 7“ zu sehen, zumindest vorerst. Morellet (1926–2016) ist einer von vier wegweisenden Protagonisten, die nun in der Ausstellung „Konkrete Progressionen“ im Kunstmuseum Reutlingen präsentiert werden. Morellets präzise in Reihen angeordnete Dreiecke geraten bei näherer Betrachtung in Bewegung, so auch bei seinem Bild „Trames 0° – 45° – 22,5°“, in dem sich geometrisch exakt ausgerichtete Dreiecke um einen imaginären Kreis zu bewegen scheinen.

Um systematische und generative Progressionen, um serielle Ordnungen, die nicht selten im Chaos enden, geht es auch in den Arbeiten von Vera Molnar (1924–2023). Die Pionierin der computergenerierten Kunst hat neben quadratischen Bildern, die mit zahlreichen Kreisen befüllt sind, und Kombinationen grüner und schwarzer Kreise, auch die vierteilige Arbeit „M comme Malevich, 1959-71“ zu Ehren von Kasimir Malewitsch geschaffen. Alles sehr präzise, streng rational und seriell entworfen, die kleinen Abweichungen erzeugen letztlich die Bewegung. Auch die aus Stahlträgern oder Betonplatten bestehenden Arbeiten des Konstruktivisten Hartmut Böhm (1938–2021) unterliegen dem Prinzip der geringfügigen Veränderungen. Gerade daraus beziehen sie ihre Spannung. Auch die „Hyperwürfel“ von Manfred Mohr (* 1938), ebenfalls ein Pionier der computergenerierten Kunst, regen spielerisch dazu an, in dem strengen Regelwerk Muster, Abweichungen und Unterschiede zu entdecken.

Konkrete Progressionen
bis zum 14.4.2024
Kunstmuseum Reutlingen | konkret
Eberhardstr. 14
Wandel-Hallen
D-72764 Reutlingen
Mi 11 – 18 Uhr, Do + Fr 14 – 20 Uhr, Sa + So 11 – 18 Uhr
Eintritt: 7 €, erm. 4 €
www.kunstmuseum-reutlingen.de

Text: Stefan Simnon
Bild: Kunstmuseum Reutlingen
Erstveröffentlichung in kunst:art 95