Im Meer der Bedeutungen
Einen ganz eigenen Weg, der changiert zwischen dem Bild und dem Wort, geht Walter Swennen: Sind es gemalte Texte oder geschriebene Malereien, die uns auf seinen Papieren und Leinwänden zu imaginären Reisen durch den Kopf einladen? Die traditionsreiche Galerie nächst St. Stephan in Wien zeigt in der schon dritten Einzelausstellung des 1946 in Brüssel geborenen Künstlers neuere Arbeiten, aber auch Beispiele aus dem frühen Werk. Das ist doppelt interessant, ermöglicht es doch, Swennens Entwicklung nachzuvollziehen.
Maßgeblichen Einfluss auf den jungen Künstler hatte vor allem die Position von Marcel Broodthaers, der ein ganzes Universum eröffnete zwischen bildungssatten Anklängen der Kunstgeschichte und der Populärkultur. Auch bei Swennen scheint immer wieder der literarische Bezug auf, wenn er souverän Motive kombiniert aus Fragmenten eigener Werke, dem Comic, der mythischen Bilderzählung. Es ist das auf die bildende Kunst übertragene Verfahren des Sampelns, des Neu- und Umdeutens schon vertrauten Materials. Fast ungelenk erscheinen die Ruderer eines schmalen Bootes mit ihren von Kinderzeichnungen herkommenden Würfelköpfen – und doch wird die Szene auch getragen von der Würde der großen Sagen. Die Bildinhalte aber bleiben stets im Ungefähren, nur vage Vermutbaren: „Gefäße, Fortbewegungsmittel, Umrisse, Clowns und Geister (…) versinnbildlichen ein Bildverständnis von freischwebenden Bedeutungsträgern“, so Galeristin Rosemarie Schwarzwälder.
Walter Swennen
16.5. – 26.7.2024
Galerie nächst St. Stephan
Domgasse 6
A-1010 Vienna
Tel.: +43-1-5121266
Di – Fr 11 — 18 Uhr, Sa 11 – 16 Uhr
Eintritt frei
www.schwarzwaelder.at
Text: Dieter Begemann
Bild: Galerie Nächst St. Stephan
Erstveröffentlichung in kunst:art 97