Empfindungsformen
Die Onomatopoesie – darunter versteht man eine Lautmalerei, die sprachliche Nachahmung außersprachlicher Schallereignisse. Auf sie bezieht sich in seinem Schaffen der japanische Architekt Kengo Kuma (* 1954 in Yokohama), allerdings mit einem daraus abgeleiteten Transfer: Durch seine Architektur möchte er der physischen Empfindung eine Form verleihen. Seinem Ansatz liegt eine nachdrückliche Demokratisierung des architektonischen Schaffens zugrunde, der Architekt ist nicht übergeordnet, sondern steht auf einer Ebene mit dem Menschen und auch mit dem verwendeten Material. Dabei geht Kuma nachhaltig vor, typische Materialien seiner Kreationen sind (oftmals wiederverwendetes) Holz, Papier und Metall. Beton meidet er möglichst und macht die Substanz des Materials zum intuitiven Ausgangspunkt seiner ästhetischen Entscheidungen. Sein Ziel ist es, Menschen und physisches Material wieder intensiver in Verbindung zu bringen.
In der Bundeskunsthalle Bonn sind nun rund zwei Dutzend seiner international umgesetzten Konzepte in Form von Modellen erlebbar: Sinnesübergreifend sollen sie die Besuchenden ansprechen. Während er die Materialien in Formen bringt, die Leichtigkeit und gar Bewegung suggerieren, möchte er den Seh-, Tast- und Geruchssinn der Menschen involvieren, sogar der Klang der Materialien kann entdeckt werden – so die Vision des Künstlers. Die Ausstellung ist eine Übernahme aus dem Palazzo Cavalli-Franchetti in Venedig, die anlässlich der Architekturbiennale 2023 entwickelt wurde.
Kengo Kuma. Onomatopoeia Architecture
bis zum 1.9.2024
Bundeskunsthalle
Museumsmeile Bonn
Helmut-Kohl-Allee 4
D-53113 Bonn
Tel.: +49-228-9171200
Di – So 10 – 19 Uhr, Mi 10 – 21 Uhr
Eintritt: 13 €, erm. 6,50 €
www.bundeskunsthalle.de
Text: Ninja Elisa Felske
Bild: Bundeskunsthalle
Erstveröffentlichung in kunst:art 97