Kulturhistorische Ausstellung in Linz

20.03. - 8.9.2024 | Lentos Kunstmuseum Linz

Anthonis van Dyck, Jupiter als Satyr bei Antiope, um 1620

Hitlers Kulturpolitik im Salzkammergut

Es scheint absurd, welche Anstrengungen Hitler unternahm, um Linz zur nationalsozialistischen Vorzeigestadt zu machen, selbst als bereits die Front immer näher rückte. Linz sollte als „Patenstadt des Führers“ Kunststadt und damit kultureller Mittelpunkt Europas werden. Geplant war hierfür eine neu zu errichtende Prachtstraße, welche eine Gemäldegalerie, ein Schauspielhaus, eine Bibliothek und weitere repräsentative Bauten umfasste. Keiner anderen Stadt widmete Hitler soviel Aufmerksamkeit wie seiner Geburtsstadt Linz.

Um die Gemäldegalerie in Linz und weitere Museen mit imposanten Werken zu füllen, schuf Hitler den „Sonderauftrag Linz“, einen der wohl größten Kunstraube der Geschichte. Hitler wollte die erbeuteten Kunstwerke vor allem in Österreich und im Deutschen Reich übers ganze Land verteilt ausstellen. Für Kunstwerke, welche sich in jüdischem Besitz befanden, wurde ein Erlass eingeführt, der festschrieb, dass diese für nicht mehr als 1000 Mark verkauft werden durften.

Einen wesentlichen Beitrag zu der Kunstsammlung Hitlers lieferte der Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg, welcher das Ziel verfolgte, nach Eroberung weiterer Gebiete diese zu durchsuchen, um weitere bedeutsame Kunstwerke und Bücher mit in die Sammlung aufzunehmen.
Die geraubten Gemälde wurden anschließend zentral gesammelt, wobei sie eine Vielzahl von Etappen durchliefen, wie unter anderem die Gemäldegalerie alte Meister, Wien/Zentraldepot, oder München/„Führerbau“. Der Großteil wurde anschließend aufgrund der zunehmenden Bombardierung in das Salzbergwerk Altaussee eingelagert.

2024 ist das Salzkammergut in Oberösterreich bereits zum zweiten Mal Kulturhauptstadt Europas, wobei dieses Mal die gesamte Region und nicht nur Linz Austragungsort ist. Dadurch sollen sich Region und Stadt weiter annähern und gemeinsam von den positiven Langzeiteffekten profitieren, welche man bereits nach 2009 in Linz gesehen hat.

Das Lentos beteiligt sich an dem Projekt mit der Ausstellung „Die Reise der Bilder – Hitlers Kulturpolitik, Kunsthandel und Einlagerungen in der NS-Zeit im Salzkammergut“ mit 80 Gemälden und Objekten vom vom 8. bis 20. Jahrhundert. Das Lentos widmet der Thematik zwei weitere Ausstellungen im Kammerhofmuseum mit der Ausstellung „Wolfgang Gurlitt“ und mit der Ausstellung „Das Leben der Dinge“ im Alten Marktrichterhaus.

Die gezeigten Werke wurden während der Kriegsjahre im Salzkammergut eingelagert und stammen von international renommierten Künstlern wie Goya, Edvard Munch, Lovis Corinth, Arnold Böcklin und weiteren. Das Gemälde „Ria Munk III„ (1917/18) von Gustav Klimt gehört zu den bekanntesten Restitutionen im Lentos, es gelangte über den Kunsthändler Wolfgang Gurlitt in das Kunstmuseum, dessen Gründungsdirektor er war. Viele der ausgestellten Werke sind noch Teil der Provenienzforschung oder sind bereits an ihre Besitzer zurückgegeben. Sowohl die aktuellen als auch die historischen Besitzverhältnisse werden bei allen ausgestellten Werken ausführlich dokumentiert.

Jonas Gerwens lebt und arbeitet in Köln.

Die Rei­se der Bilder
bis zum 8.9.2024
Lentos Kunstmuseum Linz
Ernst-Koref-Promenade 1
A-4020 Linz
Tel.: +43-732-70703600
Di – So 10 – 18 Uhr, Do 10 – 20 Uhr
Eintritt: 14 €, erm. 5 – 12 €
www.lentos.at

Text: Jonas Gerwens
Bild: Lentos Kunstmuseum Linz
Erstveröffentlichung in kunst:art 97