Im Rausch der Farben
„Matisse – Einladung zur Reise“ lautet der Titel der Ausstellung, die ab Ende September in der Fondation Beyeler zu sehen sein wird. Gezeigt werden mehr als siebzig Leihgaben aus namhaften internationalen Museen und Privatsammlungen aus unterschiedlichen Schaffensperioden des Künstlers, darunter so ikonische Arbeiten wie „Luxe, Calme et Volupté“, noch in der Malweise des Pointillismus, aber auch „Le bonheur de vivre“ und „fentre ouverte“ aus der frühen Schaffenszeit bis hin zu der Serie „Blauer Akt“ mit Gouacheschnitten, die Matisse an seinem Lebensende schuf, als er krankheitsbedingt nicht mehr malen konnte.
Die unermüdliche Suche nach neuen Ausdrucksformen zieht sich durch das gesamte Lebenswerk des Künstlers, der 1869 im nordfranzösischen Le Cateau-Cambrésis geboren wurde und nach dem Jurastudium zunächst als Anwaltsgehilfe tätig war, bevor er sich ganz der Kunst widmete. Durch die nun besuchte Kunstakademie in Paris lernte er die formalen Aspekte der Malerei kennen, deren Grenzen ihm bald zu eng wurden.
Ein Aufenthalt in dem romantischen Fischerdorf Collioure nahe der spanischen Grenze, zu dem sich Matisse gemeinsam mit seinem Malerkollegen André Derain im Sommer des Jahres 1905 entschlossen hatte, wurde zu einem Meilenstein der Kunstgeschichte und brachte wenig später den Freunden den künstlerischen Durchbruch: Fernab vom Kunstbetrieb der Großstadt Paris im gleißenden Sonnenlicht Südfrankreichs schufen sie konturlose Bilder mit grellen Farbflächen, deren Inhalt nur bei Betrachtung der Gesamtkomposition erkennbar waren.
Die wenig später in einem zentralen Saal der Pariser Académie des Beaux-Arts gezeigten Werke aus Collioure riefen Entsetzen unter den konservativen Besuchern hervor, der Ausstellungsraum wurde herablassend zum „Cage aux Fauves“, zum Wildtierkäfig deklariert. Eine Auszeichnung, befanden die Künstler und nannten sich fortan „Fauves“, die „Wilden“. Erste internationale Kunstsammler und Galeristen begannen sich für die avantgardistische Kunst des Fauvismus zu begeistern, die Aufregung über die Ausstellung hatte sich herumgesprochen und für Aufmerksamkeit gesorgt.
Ein Ausruhen auf dem Erfolg kam für Henri Matisse nicht in Frage, stand er doch in enger Konkurrenz zu Pablo Picasso. Er experimentierte weiterhin mit neuen Strömungen, etwa dem Kubismus und der Abstraktion.
Das rastlose Schaffen bis an sein Lebensende verbunden mit der Überwindung von gesellschaftlichen und künstlerischen Grenzen macht Henri Matisse zu einem zeitlosen Künstler, dessen Gesamtwerk immer wieder neu entdeckt werden kann.
Matisse. Einladung zur Reise
22.9.2024 – 26.1.2025
Fondation Beyeler
Baselstr. 101
CH-4125 Riehen/Basel
Tel.: +41-61-6459700
Mo – So 10 – 18 Uhr, Mi 10 – 20 Uhr, Fr 10 – 21 Uhr
Eintritt: 30 CHF, erm. 18 – 25 CHF
www.fondationbeyeler.ch
Text: Karin Gerwens
Bild: Fondation Beyeler
Erstveröffentlichung in kunst:art 99