Kreative Wechselwirkungen
Sie war wie nur wenige Künstlerinnen im Ausstellungsbetrieb der Wiener Moderne präsent. Bereits mit 27 Jahren zeigte sie Bilder im Wiener Künstlerhaus. Ihre größten Erfolge feierte sie in der von Gustav Klimt gegründeten Kunstschaugruppe. Die Malerin Broncia Koller-Pinell fand Anerkennung auf der Weltausstellung in Chicago, wirkte aktiv an der Gründung der Neuen Secession Wien und des Sonderbunds mit und ist eine der wichtigsten österreichischen Künstlerinnen der Jahrhundertwende – obwohl ihr Name beinahe in Vergessenheit geraten ist.
Was in Erinnerung bleibt, ist ihre stilistische Heterogenität, wie man sie nun im Belvedere erfahren kann. Einen bestimmten Stil ihr zuzuordnen, muss zwangsläufig scheitern: Die Malerin ließ sich von unterschiedlichsten Strömungen beeinflussen, folgte aber keiner Schule und mochte sich auch Bewegungen wie dem Feminismus nicht verschreiben. Austausch und Prozess der künstlerischen Praxis schienen wichtiger als die ständige Selbstverortung. Ihr Schaffen lässt sich weniger anhand eines einzigen Stils zusammenfassen als vielmehr in einer grundlegenden Haltung: Koller-Pinell nähert sich ihren Motiven, oftmals sind es Menschen, in einer Art empathischer Distanz. In der Ausstellung werden nicht nur Hauptwerke wie die Gemälde „Silvia Koller mit Vogelkäfig“, „Orangenhain an der französischen Riviera“ oder „Stillleben mit Heiligenbild“ gezeigt, sondern es wird auch gezielt auf die Netzwerke der Malerin und ihre Aktivitäten in der Kunstförderung eingegangen.
Broncia Koller-Pinell. Eine Künstlerin und ihr Netzwerk
bis zum 8.9.2024
Unteres Belvedere
Rennweg 6
A-1030 Wien
Tel.: +43-1-795570
Mo – So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 17 €, erm. 12,50 €
www.belvedere.at
Text: Stefan Simon
Bild: Unteres Belvedere
Erstveröffentlichung in kunst:art 97