Ziemlich schwarze Romantik
Die angesagten Fragen von Identität, Geschlecht, Sexualität und Gewalt sind das künstlerische Arbeitsfeld von Hernan Bas. Der 1978 geborene Künstler lebt und arbeitet in Miami und kann sicherlich eine besondere Stellung beanspruchen unter den jüngeren figurativen Malern der USA. Die Galerie Peter Kilchmann richtet ihm in ihrer Niederlassung in der Zürcher Zahnradstraße nun schon die fünfte Soloschau aus. „Nightmares & Melancholy“: Schon der Titel stimmt ein auf den dunkeln Ton, der, neben der lebhaften Farbigkeit, so typisch das Werk des Künstlers durchzieht. Der Gedankensprung ist da nicht weit zur Schwarzen Romantik, dieser speziellen Spielart der Richtung um 1800 herum.
Eines der frappierendsten Werke von damals, Heinrich Füsslis schlafende Dame in Weiß, der ein fies feixender Dämon auf der Brust sitzt, während von hinten her ein Pferd die langen Zähne fletscht, dieses unschwer psychoanalytisch entschlüsselbare und doch rätselhaft bleibende Bild paraphrasiert Bas ausdrücklich und macht damit klar, dass auch heute noch die verschlüsselte Bildsprache des Symbolismus für relevante Aussagen taugt. Tatsächlich ist ja wohl nicht zufällig die dunkle Ästhetik des Gothic Styles in unseren Tagen wieder in Schwang gekommen … Lust und Furcht, Verlangen und Widerstand sind zeitlos. Wie auch natürlich die klassische Liebeskonstellation aus Shakespeare: Mit „A little Romeo and Juliet in All of Us“ (2004/24) aktualisiert der Künstler in Zürich eine seiner frühen
Installationen.
Hernan Bas. Nightmares & Melancholy
26.10. – 20.12.2024
Galerie Peter Kilchmann
Zahnradstr. 21
CH-8005 Zürich
Tel.: +41-44-2781010
Di – Fr 10 – 18 Uhr, Sa 11 – 17 Uhr
Eintritt frei
www.peterkilchmann.com
Text: Dieter Begemann
Bild: Galerie Peter Kilchmann
Erstveröffentlichung in kunst:art 100