Er vermisst die Welt
René Zäch (1946-2023) war viel unterwegs und „vermaß“ die Welt, sodass die Erfahrung von Landschaft in seinem Frühwerk eine entscheidende Rolle spielte. Als frisch ausgebildeter Ingenieur fand er in Finnland eine Anstellung als Vermesser. Zurück in der Schweiz besuchte er die Kunstgewerbeschule Basel und feierte als Künstler erste Erfolge. Doch in all seinen Biografien führte René Zäch diese Episode an: „Vermesser in Finnland“. Das Kunstmuseum Solothurn würdigt nun mit der kompakten Präsentation einen der bedeutendsten Künstler seiner Generation, der vor genau 50 Jahren erstmals im Kunstmuseum Solothurn ausgestellt hat. Neben Werken aus der Sammlung und Arbeiten aus Privatbesitz erlauben frühe Werke aus dem Nachlass einen neuen Blick auf den Künstler.
Zu Beginn der 1970er-Jahre entstanden erst Erinnerungsbilder, später kam das Interesse für Landschaftsstruktur, Landschaftsveränderung und geologische Vorgänge dazu. Zäch fragte nach Dimensionen und nach Maßstäben. Das Ausloten von Ideen, Materialien und Werkformen trieb ihn an. Zeigt die Einfachheit und Dichte der Werke eine formale Nähe zum Postminimalismus, sind sie inhaltlich weit komplexer. In der bewusst gesuchten Ambivalenz zwischen Kunst- und Gebrauchsgegenstand legt Zäch die Grundbedingungen plastischer Formfindung offen und gelangt damit zugleich zu gesellschaftlichen und philosophischen Fragen, die sich konsequent mit Kommunikation und Transport, mit Statik und Dynamik, mit linearen und zirkulären Ab- oder Leerläufen befassen.
René Zäch. Vermessen in Finnland
27.10.2024 – 1.1.2025
Kunstmuseum Solothurn
Werkhofstr. 30
CH-4500 Solothurn
Tel.: +41-32-6269380
Di – Fr 11 – 17 Uhr, Sa + So 10 – 17 Uhr
Eintritt frei
www.kunstmuseum-so.ch
Text: Stefan Simon
Bild: Kunstmuseum Solothurn
Erstveröffentlichung in kunst:art 100