Existenzielle Formsprache
Ihre Figuren haben immer etwas Suchendes und Uneindeutiges. Der Schaffensprozess von Sylvia Hagen sei wie „ein Tanz auf der feinen Linie“, so der Kurator Simon Häuser. In diesen Körper-Zeichen stecken Spannung und Entspannung, Kraft und Gegenkraft, Geschlossenheit und Offenheit der Form. In ihrer bisher umfangreichsten Einzelausstellung zeigt Sylvia Hagen nun auf Schloss Neuhardenberg Plastiken wie auch Papierarbeiten aus den letzten fünf Jahrzehnten. In ihrem Atelier in Altlangsow, am Rande Deutschlands und mit Blick in die Weite des Oderbruchs, hält Sylvia Hagen das Wesen des Menschen, seinen Körper und seine Psyche in ausdrucksstarken Plastiken und Zeichnungen fest. Tonplastiken bilden den Ausgangspunkt für ihre Bronzen. Indem sie zunächst in einem architektonischen Prozess Formen aus Tonplatten aufbaut, die sie immer weiterbearbeitet, nähert sie sich über Wochen, Monate, teilweise Jahre ihren Figuren an.
Diese Arbeitspraxis gleicht stärker einem Suchen als einer entschiedenen künstlerischen Setzung. Auch in ihren Aktzeichnungen in Kohle und ihren Gouachen bilden sich Körper aus suchenden Strichen. Die 77-jährige Künstlerin gehört einer ostdeutschen Künstlergeneration an, in der insbesondere Frauen nach der Wende lange nicht die Beachtung erfuhren, die ihre herausragende Arbeit verdient hätte. Dies hat sich mittlerweile geändert, und so kann die Stiftung Schloss Neuhardenberg mit ihrer Retrospektive das einzigartige Werk einer hoch anerkannten Künstlerin umfassend erlebbar machen.
Sylvia Hagen. Spuren: Bronze – Ton – Papier
bis zum 22.12.2024
Stiftung Schloss Neuhardenberg
Schinkelplatz
D-15320 Neuhardenberg
Tel.: +49-33476-600750
Fr – So 11 – 16 Uhr
Eintritt: 5 €, erm. 3 €
www.schlossneuhardenberg.de
Text: Stefan Simon
Bild: Stiftung Schloss Neuhardenberg
Erstveröffentlichung in kunst:art 100