Irgendwie unbehaglich …
Die niederländische Fotografin Rineke Dijkstra (* 1959) ist so etwas wie die Hoffotografin der Pubertät geworden: Bekannt wurde sie international in den 1990er-Jahren mit Porträts, die junge Menschen beiderlei Geschlechts, aber doch mit besonderer Aufmerksamkeit Mädchen in Badekleidung am Strand zeigten. Das Sich-noch-nicht-ganz-zu-Hause-fühlen im sich verändernden Körper dieser Lebensphase, die unbeholfene Erotisierung, das Schiefe im Innen und Außen – all das konnte Dijkstra zu eindrucksvollen Bildern formen, die aber niemals ihre Modelle verrieten oder gar bloßstellten. Es war – und ist – den Arbeiten der in Amsterdam lebenden Fotografin eine Sensibilität, eine Empathie anzumerken gerade für fragile Momente der Unsicherheit oder Verletzlichkeit.
Die Galerie Max Hetzler – hier gehört Dijkstra zu den Stammkünstlern – legt nun eine Soloschau mit aktuellen Arbeiten auf. In der Berliner Bleibtreustraße kann man beobachten, wie Dijkstra vorbei an den selbstdarstellerischen Posen, wie sie wohl jeder Mensch unwillkürlich einnimmt angesichts eines Kameraobjektivs, so etwas wie ein (möglicherweise) ehrliches Bild zustande bringen kann. Das Selbstbild des Porträtierten ist zwar vorhanden: Wir können uns darüber amüsieren, besser aber unsere eigenen Selbst-Inszenierungen wiedererkennen. Hinzu tritt dann aber die andere Ebene, der Blick von außen, zu dessen Distanz die eigentümliche, wie verschossen wirkende Farbigkeit ihren Teil beiträgt.
Rineke Dijkstra
9.11. – 21.12.2024
Galerie Max Hetzler
Bleibtreustraße 45
D-10623 Berlin-Charlottenburg
Tel.: +49-30-346497850
Di – Sa 11 – 18 Uhr
Eintritt frei
www.maxhetzler.com
Text: Dieter Begemann
Bild: Galerie Max Hetzler
Erstveröffentlichung in kunst:art 100