„Remarques“ in der Kunsthalle Bremen

4.9.2024 – 5.1.2025 | Kunsthalle Bremen

Léopold Flameng nach Rembrandt Harmensz van Rijn, Anatomiestunde des Dr. Nicolaes Tulp, 1876

Randeinfälle

Man sitzt irgendwo, ein Blatt Papier und ein Stift liegen herum und man fängt an zu zeichnen, skizzieren oder kritzeln – ganz nach Gusto oder Talent. Künstler kennen das auch, wenngleich es hier meist qualitativ hochwertiger hergeht. Das Blatt Papier ist hier nun eine Druckplatte, die schon mit dem Hauptbild versehen ist. Auf dem Rand, der nach dem Druck des Hauptbildes weggeschnitten wird, ist noch Platz, der häufig für eine Spielerei des Künstlers genutzt wurde. Dabei handelt es sich um eine eigene Gattung, die der sogenannten „remarques“ (Randeinfälle).

Diese haben zweierlei Funktion. Einerseits dienen sie als Fingerübung des Künstlers, der hier kleine Spielereien umsetzen kann. Was aber wohl viel wichtiger ist: Sie sind andererseits auch Markierungen dafür, dass der Druck, auf dem sie mitabgedruckt werden, kein offizieller Druck ist, sondern ein limitierter Probeabdruck. Diese Probeabdrucke werden gemacht, um vom Verleger das OK für den Druck zu bekommen, um die Druckmaschine einzurichten oder um kleinere Fehler noch zu korrigieren. Die Zahl der Probeabdrucke ist im Vergleich zur eigentlichen Auflage sehr niedrig, weshalb diese seltenen Exemplare unter Sammlern besonders begehrt sind. Die Ausstellung in der Kunsthalle Bremen zeigt Drucke mit „remarques“ vom Barock bis ins 20. Jahrhundert, von Stefano della Bella (1610–1664) bis hin zu Käthe Kollwitz (1867–1945). Über hundert Werke von Eugène Delacroix, Édouard Manet, Edvard Munch, Georges Braques und von vielen anderen Künstlern werden gezeigt.

Jenseits der Mitte. Skizzen am Rande
4.9.2024 – 5.1.2025
Kunsthalle Bremen
Am Wall 207
D-28195 Bremen
Tel.: +49-421-329080
Di 10 – 21 Uhr, Mi – So 10 – 17 Uhr
Eintritt: 15 €, erm. 7 €
www.kunsthalle-bremen.de

Text: Christian Corvin
Bild: Kunsthalle Bremen
Erstveröffentlichung in kunst:art 100