Textilkunst als feministische Strategie

7.6. – 28.9.2025 | Kunsthaus Bregenz

Małgorzata Mirga-Tas, Andro Gaw (In the Countryside), 2023

Małgorzata Mirga-Tas

Überaus farbenprächtig sind diese Werke, die die Wände der Ausstellungsräume beinahe flächendeckend schmücken: Małgorzata Mirga-Tas ist mit ihren in sorgfältiger und langwieriger Handarbeit mit tausenden von Nadelstichen zusammengesetzten textilen Collagen aber nicht nur auf die unübersehbar dekorativen Qualitäten aus, sondern möchte mit ihnen komplexe Erzählungen vermitteln. Die polnische Künstlerin (* 1978) wurde 2022 international bekannt durch den von ihr bespielten Pavillon ihres Heimatlandes auf der Biennale in Venedig. Auffällig waren schon damals zwei Dimensionen ihrer Arbeit: Zum einen ist die Textilkunst eher selten in der vordersten Reihe zeitgenössischer Kunst zu finden und zum anderen gehörte hier das kollektive Schaffen zum Konzept.

Das Kunsthaus Bregenz bietet heute Mirga-Tas eine architektonisch eindrucksvolle große Bühne, ihre Bilderzählung aufzuspannen – in all ihren schönen wie auch schmerzhaften Dimensionen. Denn der ästhetische wie persönliche Hintergrund ist die bis heute andauernde gesellschaftliche Marginalisierung (bis zur brutalen Verfolgung während des Holocausts) der ethnischen Minderheit der Rom*nja, der die Künstlerin entstammt. Die verwendete Patchwork-Technik speist sich aus diesem kulturellen Hintergrund, bei dem die sorgsame Zweitverwendung von Material eine Rolle spielt, wie auch die „schwesterschaftliche“ Produktion. Nadel, Faden und Stoff werden zu den Akteuren einer transkulturellen, spezifisch weiblichen Geschichtsschreibung.

Małgorzata Mirga-Tas
7.6. – 28.9.2025
Kunsthaus Bregenz
Karl-Tizian-Platz
A-6900 Bregenz
Tel.: +43-5574-48594433
Di – So 10 – 18 Uhr, Do 10 – 20 Uhr
Eintritt: 14 €, erm. 12 €
www.kunsthaus-bregenz.at

Text: Dieter Begemann
Bild: Kunsthaus Bregenz
Erstveröffentlichung in kunst:art 103