Mustergültig. – Thomas Bayrle im MAK Wien

25.10.2017 – 2.4.2018 | Museum für angewandte Kunst MAK

 

von Karin Gerwens //

 

Seit vielen Jahren ist Thomas Bayrle mit seiner Kunst auf Erfolgskurs. Der ganzheitliche und in die Tiefe gehende Ansatz ist äußerst komplex, seine Arbeiten thematisieren viele Bereiche der modernen Welt. Offen gegenüber dem technologischen Wandel von der analogen zur digitalisierten Welt, verbindet er handwerkliches Wissen mit der Technologie von heute und macht seine Kunst zur Schnittstelle zwischen traditionellem Handwerk und neuen Medien, zwischen bildender und angewandter Kunst. Er gehört zu den Vorreitern von computeranimierten Bildern und war einer der ersten, die sich mit der seriellen Reproduktion auseinandersetzten.

Thomas Bayrle erkennt die Themen seiner Zeit und verarbeitet diese mit Hilfe von Formen, Rastern und Ornamenten. Geboren 1937, machte er bereits in jungen Jahren durch die Ausbildung zum Weber erste Erfahrungen mit Design und der Herstellung von Mustern. Durch das anschließende Studium an der Werkkunstschule Offenbach vertiefte er sein Wissen in Druckgrafik. Von da an ging es steil bergauf: Bereits 1964 erfolgte die erste Teilnahme an der Documenta in Kassel und zweimal, 2003 und 2009, war er auf der Biennale von Venedig vertreten.

Mit eigenständigem Konzept spürt er aktuelle Themen auf, beleuchtet das einzelne Element, ohne das Gesamtwerk aus dem Blick zu verlieren. Eine Technik, die beim Weben von Teppichen oder Stoffen unerlässlich ist und die Thomas Bayrle konsequent weiterentwickelt hat. Trotz serieller Massenproduktion kommt es bei seinen Bildern und Objekten auf jedes einzelne Detail an, ein fehlendes Element würde den Gesamteindruck stören. Man erkennt die gesellschaftspolitische Relevanz in seinem Werk, ganz gleich, ob es um Massenkonsum oder Kommunismus geht.

In der Ausstellung „Wenn etwas zu lang ist, mach es länger“ im Museum für angewandte Kunst (MAK) in Wien geht es um Themen wie Ökonomie, Ökologie, den Einzelnen in der Masse, aber auch Religion und Politik. Gezeigt werden ältere Arbeiten des Deutschen, der viele Jahre an der Städelschule in Frankfurt gelehrt hat, ebenso wie die eigens für die Ausstellung konzipierte Installation „iphone meets Japan“ (2017) im Eingangsbereich des MAK-Gebäudes. Hierbei handelt es sich um ein begehbares Szenenbild nach Vorbild einer japanischen Arbeit aus der Asiensammlung des MAK, die sich in einer Gegenüberstellung begegnen.

Die im Siebdruck hergestellten Arbeiten „Kartoffelzähler“ (1968) und „Eurocheque“ (1973) stammen aus der frühen Schaffensperiode des Künstlers. Bei „$“ (1980) kurven Miniaturautos auf den Straßen aus Karton in Form eines Dollarzeichens. Weitere Arbeiten im Druckverfahren, die Fotocollage „Himmelfahrt“ (1988) und die „Pietà“ nach dem Vorbild Michelangelos bestücken die erste Einzelausstellung Thomas Bayrles in Österreich.

 

Thomas Bayrle. Wenn etwas zu lang ist – mach es länger
25.10.2017 – 2.4.2018, Museum für angewandte Kunst MAK
Stubenring 5, A-1010 Wien
Tel.: +43-1-71136248
Di 10 – 22 Uhr, Mi – So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 9,90 €, erm. 7,50 €
www.mak.at

 

Text aus der kunst:art 58

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