
von Sabine Scheltwort //
Neu und unerhört war es, als das Bauhaus 1919 begann, die freie und die angewandte Kunst zusammenzuführen. „Architekten, Bildhauer, Maler, wir alle müssen zum Handwerk zurück!“, befand der Gründer Walter Gropius. Das Bauhaus entwickelte sich zum Labor für künstlerische Materialerkundungen, die über das Atelier hinaus in das Leben wirken sollten. So baute der Maler Georg Muche dort 1926 mit einem Architekturstudenten das „Stahlhaus Dessau“ aus vorgefertigten Stahlteilen im Trockenmontageverfahren. Das Material erwies sich mit seinen Hitze-Kälte-Problemen als nicht wirklich alltagstauglich, doch das Stahlhaus steht bis heute und ist nun Ort einer spannenden Begegnung zwischen den Künsten und den Naturwissenschaften.
Die interaktive Ausstellung „smart material satellites“ lädt die Besucher ein, intelligente Materialien selbst zu erforschen. Was diese können, ist zum Teil schon lange bekannt: 1880 etwa fanden die Brüder Curie heraus, dass bei mechanischer Verformung von Turmalin-Kristallen auf der Kristalloberfläche elektrische Ladungen entstehen. Umgekehrt kann durch das Anlegen einer Spannung eine Piezo-Keramik verformt werden. Ebenso wie Dielektrische Elastomere und Formgedächtnislegierungen scheinen sie sich wie von Zauberhand bewegen zu können, wie in Dessau zu erfahren ist. Entwickelt wurde die smarte Ausstellung, zu der ein umfangreiches Begleitprogramm gehört, mit der „weißensee kunsthochschule berlin“, die sich schon seit mehreren Jahren in Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut IWU mit Werkstoffinnovationen befasst.
Text aus der kunst:art 56
smart materials satellites. Material als Experiment
13.7. – 22.10.2017, Stiftung Bauhaus Dessau
Gropiusallee 38, D-06846 Dessau-Roßlau
Tel.: +49-340-6508250
täglich 10 – 17 Uhr
Eintritt: 7,50 €, erm. 4,50 €
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