
von Dieter Begemann //
Unvermeidlich stellt sich der Effekt des Déjà Vu ein, schaut man auf die Fotografien, die Sıtkı Kösemen jetzt bei Berlin Art Projects zeigt. Von dort, von der geschäftigen Potsdamer Straße unseres Jahres 2017, gleiten Gedanken und Gefühle unmerklich fort an andere Orte und Zeiten, wo wir genau solche Bilder schon gesehen zu haben meinen.
Der türkische Fotograf und Architekt (*1958 in Istanbul) hat jedoch in seinen großen Formaten Szenen abgebildet, die wir tatsächlich wohl kaum gesehen haben können, stammen sie doch aus einer ehemaligen jüdischen Internatsschule im Istanbuler Stadtteil Ortakoy. Die bildparallele Nahsicht auf die mürben Wände mit ihrem abblätternden Verputz und abfallenden (braven) Pin-up-Figuren erinnert uns aber an Schichten unseres eigenen Lebens, die kaum noch lesbar übereinander liegen – wie natürlich auch an die italienischen Pop-Bilder Mimmo Rotellas oder, feinsinniger, an die entsprechenden Proust-Szenen (ich sage nur: Madeleine…) .
Sıtkı Kösemen
Retrace: Memory and Scenery
13.10. – 15.12.2017, Berlin Art Projects
Potsdamer Str. 61, D-10785 Berlin
Tel.: +49-30-24087606
Mo – Fr 10 – 18 Uhr
www.berlinartprojects.com
Text aus der kunst:art 58
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