von Bence Fritzsche //
Es ist wie eine Art Geburtstagsgeschenk zum runden 70sten, das Urs Lüthi vom Museum im Bellpark zu Kriens mit der Einzelausstellung vom November dieses Jahres bis zum Februar des Folgejahres in seiner Geburtsstadt erhält. Über Lüthi erzählt man nichts Neues, wenn man feststellt, dass zahlreiche Einzelausstellungen und Veröffentlichungen bezeugen, wie hinreichend das Werk des Schweizers Urs Lüthi einen bedeutungsvollen internationalen Ruf genießt. Vor sechzehn Jahren, also 2001, so erinnert man sich gerne, bildete auf der Biennale in Venedig Lüthis Beitrag für den Schweizer Pavillon einen Höhepunkt in seinem Schaffen, da sich hier retrospektiv all die vielseitigen Facetten seines Werkes widerspiegelten. Seine künstlerische Laufbahn begann der Schweizer um das Jahr 1970 und seither beleuchtet Urs Lüthi unter Einsatz verschiedenster Medien das Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft.
Es war auch in dieser Zeit, als man den Künstler den “Transformern” zugerechnete. Sie gehören einer Performance-Richtung an, die den eigenen Körper in Einsatz bringt und Wandlungen vornimmt mit dem Hintergrund, die verschiedenen gängigen Rollenklischees in Bezug auf Gesellschaft und Geschlecht zu diskutieren. Lüthi zog es dabei vor, die damals noch wenig als künstlerisches Medium betrachtete Fotografie zum Einsatz zu bringen und ironisierte Selbstportraits abzubilden, die meist lebensgroß auf Leinwände gezogen wurden. Auf den Fotografien zeigte er sich „… mal als weiblicher Vamp, mal mit Federboa, mal mit Schlangenleder-Sakko, der mit Tränen in den Augen den Betrachter anschaut“. Dies geschah zu dieser Zeit noch in Schwarz-weiß-Fotografie, doch zehn Jahre später, gegen 1980, verwendete er dazu die Farbfotografie, mit der er Alltag und Banalität der dargestellten Personen und Objekte in den Mittelpunkt stellte. Im 80er-Jahrzehnt bediente sich Lüthi vorwiegend der Malerei, schuf Serien mit konzeptuellen Inhalten, wobei er sich verschiedener Stile und Gattungen bediente.
Das folgende Jahrzehnt prägt Lüthi bis auch hin in die Gegenwart hinein mit Arbeiten, die sich mit der Werbung als Thema beschäftigen. Unter Verwendung unterschiedlichster Medien schafft Lüthi Werke, die sich der Hochglanzästhetik der Werbung und ihres Einflusses auf das Individuum annehmen. Lüthi besuchte von 1963 bis 1964 die Kunstgewerbeschule in Zürich. Anschließend arbeitete er als Grafiker und freier Künstler. 1966 hatte er in der Berner Galerie Beat Mäder eine erste Ausstellung mit malerischen Arbeiten unter dem Einfluss der Pop Art mit dem Titel Pinksize. 1969 wandte er sich der Fotografie zu und mit einer Ausstellung androgyn inszenierter Selbstbildnisse in der Berner Galerie Toni Gerber hatte er 1970 erste Erfolge. Im gleichen Jahr war er auf Jean-Christophe Ammanns Ausstellung „Visualisierte Denkprozesse“ im Kunstmuseum Luzern vertreten. Er präsentierte – an den Wänden hängend und in Vitrinen aufbewahrt – Kleidungsstücke aus seinem Schrank, seinen Schmuck, seine Schlüssel, seinen Personalausweis, sowie auf einem Postkartenständer Fotos aus den Serien „Sketches“ und „Autoportraits“. Sein „Heimatmuseum“ Bellpark in Kriens präsentiert nun Urs Lüthi mit einer weiteren Folge seiner Serie „Brachland“.
Urs Lüthi
18.11.2017 – 18.2.2018, Museum im Bellpark
Luzernerstr. 21, CH-6011 Kriens
Tel.: +41-41-3103381
Mi – Sa 14 – 17 Uhr, So 11 – 17 Uhr
Eintritt: 10 CHF, erm. 8 CHF
www.bellpark.ch
Text aus der kunst:art 58
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