Ein Künstlerleben. – Georg Baselitz in Basel

21.1. – 29.4.2018 | Kunstmuseum Basel / Neubau

Georg Baselitz, Orangenesser IV, 1981.

von Karin Gerwens //

 

Wenn Georg Baselitz am 23. Januar seinen 80. Geburtstag feiert, kann er auf ein erfolg- und ereignisreiches Leben zurückblicken. Er ist einer der bekanntesten Künstler weltweit, seine Arbeiten finden sich in Staatsgalerien und auf den großen Kunstmessen. Konsequent und ehrgeizig ist Baselitz seinen Weg gegangen, er ist keiner, der sofort das Handtuch wirft, wenn es einmal unbequem wird.

Das war schon Mitte der 50er Jahre so, als er wegen „gesellschaftspolitischer Unreife“ nach zwei Semestern von der Hochschule für Bildende Künste in Berlin-Weißensee im damaligen Ost-Berlin verwiesen wurde. Sein künstlerischer Ausdruck war nicht konform zum kommunistischen Weltbild der DDR-Führung und entsprach nicht dem damals in Ostdeutschland vorherrschenden Kunstverständnis des sozialistischen Realismus.

Auch der Versuch, in Westdeutschland Fuß zu fassen, war nicht von Anfang an problemlos. Seine figurative Malerei war das Gegenteil der im Westen angesagten abstrakten Kunst. Mit obszönen Bildern wie „Die große Nacht im Eimer“ (1962–63) provozierte er die Westgesellschaft. Erfolg hatte er trotzdem mit Werken, die sich weder am aktuellen Zeitgeist noch am gängigen Kunstgeschmack orientierten. Stets wachsam und kritisch, mit dem Bewusstsein von zwei unterschiedlichen politischen Systemen in Ost- und Westdeutschland, hat er sich von nichts und niemandem instrumentalisieren lassen.

Da sind zum Beispiel seine Heldenbilder aus den 60er Jahren mit Titeln wie „Neuer Typ“, „Partisan“ oder „Hirte“, auf denen ein meist aufrecht stehender Mann in zerrissener Soldatenuniform, teilweise entblößt, zu sehen ist. Seine Antihelden passten so gar nicht in die damalige Wirtschaftswunderwelt der Nachkriegsjahre. Etwa zeitgleich entstanden die Frakturbilder, die er, nachdem er sie in Streifen geschnitten hatte, neu angeordnet wieder zusammensetzte.

Endgültig zu seinem Markenzeichen wurden dann aber seine auf dem Kopf stehenden Bilder. Inspiriert von der abstrakten Malerei war sein Ziel, die Aufmerksamkeit des Betrachters weg von der Interpretation hin zur Farbgestaltung und Pinselführung zu bringen. „Der Wald auf dem Kopf“ war 1969 das erste dieser Bilder, denen in den darauffolgenden Jahren zahlreiche folgten.

Anlässlich des Jubiläums wird das Lebenswerk des Künstlers in Basel in zwei Ausstellungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten geehrt. In der Fondation Beyeler bekommt man anhand der rund 80 Gemälde und 10 Skulpturen einen Überblick über wichtige Arbeiten aus allen Schaffensperioden, darunter der bekannte „Adler“ (1972) und der „Orangenesser IV“ (1981). Unter den großformatigen Skulpturen befindet sich auch die erste von Baselitz aus Holz gehauene und bemalte Skulptur, mit der er 1980 auf der Biennale von Venedig einen Skandal auslöste.

Das Kunstmuseum Basel legt den Fokus auf Arbeiten des Künstlers auf Papier, von denen rund 100 zu sehen sein werden. So ist anhand der Zeichnungen seine Entwicklung als Künstler ebenso gut erkennbar wie auch seine stetige Oppositionshaltung gegenüber der Staatsmacht und aktuellen Tendenzen.

 

Georg Baselitz
21.1. – 29.4.2018
Fondation Beyeler
Baselstr. 101
CH-4125 Riehen/Basel
Tel.: +41-61-6459700
täglich 10 – 18 Uhr, Mi 10 – 20 Uhr
Eintritt: 25 CHF, erm. 12 – 20 CHF
www.fondationbeyeler.ch

Georg Baselitz. Werke auf Papier
21.1. – 29.4.2018, Kunstmuseum Basel | Neubau
St. Alban-Graben 20, CH-4051 Basel
Tel.: +41-61-2066262
Di – So 10 – 18 Uhr, Do 10 – 20 Uhr
Eintritt: 16 CHF, erm. 8 CHF
www.kunstmuseumbasel.ch

 

Text aus der kunst:art 59

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