von Dieter Begemann //
Nicht so ganz einfach, das aktuelle Ausstellungsprojekt der Stiftung Landdrostei in Pinneberg: das zum gleichnamigen Kreis gehörige Helgoland im Blick heutiger Künstler. Ist angesichts der Unmengen werblichen Bildmaterials allüberall, der tausenden täglicher Tagestouristen mit ihren Fotohandys, ist da noch jenseits der Klischees ein genuin künstlerischer Blick möglich?
Diese drei jedenfalls lassen sich nicht abschrecken: Erhard Göttlicher, Thorsten Berndt und Lilo Tadday. Der 1947 in Graz geborenen Göttlicher hat sich die maritime Landschaft dieser einzigen deutschen Hochseeinsel vorgenommen. Statt romantischer Effekte finden wir in seinen Gemälden gigantische Betonwälle, die an Bunker denken lassen oder stählerne Absperrgitter, gegen einen wolkenverhangenen Himmel silhouettiert. Architektur an der See oder vielmehr Architektur gegen die See: Härte und Schärfe aber werden fast aufgewogen durch die aquarellhaft zarte Farbigkeit dieser delikaten Acrylmalerei. Der Norddeutsche Thorsten Berndt (*1961) hat als Fotograf die Insel wiederholt besucht und öffnet in seinen kachelartigen Kleinformaten (früher S/W, heute vorwiegend in Farbe) unsere Augen für architektonische Mini-Stillleben. Die Fotografin Lilo Tadday ist, wenn nicht gerade unterwegs auf einer ihrer weltweiten Fotoreisen, als einzige des Trios seit Langem auf Helgoland ansässig. Sie entdeckt in ihren präzisen und gleichfalls farbigen Aufnahmen, die gerne den ungewohnten Bildausschnitt suchen, die Schönheit einer immer noch wilden Natur.
Helgoland in Sicht
29.4. – 10.6.2018, Stiftung Landdrostei
Dingstätte 23, D-25421 Pinneberg
Tel.: +49-4101-21030
Mi – So 11 – 17 Uhr
Eintritt: 3 €, erm. 1,50 €
www.drostei.de
Text aus der kunst:art 60
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