Eine wirklich längst fällige Würdigung erfährt das Lebenswerk von Timm Ulrichs mit der Verleihung des Käthe-Kollwitz-Preises 2020, der von der Berliner Akademie der Künste vergeben wird. Die mit den Akademiemitgliedern Ute Eskildsen, Wulf Herzogenrath und Gregor Schneider besetzte Jury betont in ihrer Begründung, dass der Künstler „fernab der Kunstzentren unermüdlich als Autodidakt seine Enzyklopädie der Ideen erfunden hat. Als selbsternannter ‚Totalkünstler’ arbeitet er in unterschiedlichsten Genres. Dabei verfolgt er mit seinem Ideenreichtum kein durchgehendes Konzept, sondern sucht Originalität in jeder einzelnen Idee. Die schiere Masse und Vielfältigkeit dieser unterschiedlichsten Einfälle sucht ihresgleichen“.
Der 1940 geborene Ulrichs gründete 1961 in Hannover eine „Werbezentrale für Totalkunst & Banalismus“, gefolgt 1969 von einer „Kunstpraxis“ mit „Sprechstunden nach Vereinbarung“: Die Selbstvermarktung erhob der „Totalkünstler“ souverän zur Kunstform. Freimütig bekannte er: „Künstler wird man durch Entschluss, nicht durch Talent“, eine Entschlossenheit immerhin, die ihm später Professuren in Braunschweig und Münster einbrachte. Neodada, Konzeptkunst und nicht zuletzt sein waches Gespür für die Sprache und ihre leisen Absurditäten sind Facetten eines Werks, das unerschrocken auch den eigenen Tod miteinbezieht: Timm Ulrichs hat selbst seine künftige Grabstätte (sie möge noch lange ungenutzt bleiben!) in der Kasseler Künstler-Nekropole entworfen.
Timm Ulrichs: Weiter im Text
24.1. – 1.3.2020
Akademie der Künste
Hanseatenweg 10
D-10557 Berlin
Tel.: +49-30-200572000
Mo – So 10 – 20 Uhr
Eintritt: 5 €, erm. 3 €
www.adk.de
Bild: Akademie der Künste
Erstveröffentlichung in kunst:art 71