Ist in Wirklichkeit Görlitz und nicht Berlin die Stadt, die dazu verdammt ist, immerfort zu werden und niemals zu sein? Angesichts der Umbrüche und Neuanfänge in der Görlitzer Geschichte könnte man zu diesem Schluss kommen. Und diese Geschichte reicht länger zurück als jene Berlins. Görlitz wird 950 Jahre alt. Für das Museum Kaisertrutz Anlass für einen Rückblick. Ganz im Sinne des Ausstellungstitels „950 Jahre Zukunft“ ist der in großen Teilen mit Hilfe audiovisueller Medien gestaltet. Auf Monitoren erläutern Zeitzeugen und fiktive Erzähler entscheidende Momente, in denen die Stadt die Weichen für die Zukunft stellen musste. Allerdings wird die Geschichte entlang einer Reihe von rund hundert analogen Exponaten erzählt. Am Beginn steht dabei ein besonderes Highlight, das nur selten zu sehen ist.
1071 wird in einer Urkunde Heinrich IV. die „villa gorelic“ erwähnt, damit ist Görlitz erstmals aktenkundig. Im Mittelalter erlebte Görlitz eine Zeit des Aufstiegs. Es verlor im 16. Jahrhundert die Hohe Gerichtsbarkeit und die freie Ratskür, in späteren Jahrhunderten gab es mehrfach verheerende Stadtbrände. Als Teil des Kurfürstentums Sachsen ging es im 18. Jahrhundert wieder bergauf, im 19. Jahrhundert gehörte die Stadt zu Preußen und profitierte von den Stein-Hardenbergschen Reformen. Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges ist Görlitz zusammen mit dem polnischen Teil Zgorzelec eine Doppelstadt. Heute sind die 950 Jahre Zukunft noch nicht am Ende. Ein Ausblick auf die kommenden Herausforderungen an die Stadt öffnen in dieser historischen Rückschau den Blick weiter nach vorn.
950 Jahre Zukunft Görlitz Zgorzelec
19.6.2021 – 2.1.2022
Kulturhistorisches Museum Kaisertrutz
Platz des 17. Juni
D-02826 Görlitz
Tel.: +49-3581-671420
Di – Do 10 – 17 Uhr, Fr – So 10 – 18 Uhr
Eintritt: 6 €, erm. 4 €
www.goerlitzer-sammlungen.de
Text: Jan Bykowski
Bild: Kulturhistorisches Museum Kaisertrutz
Erstveröffentlichung in kunst:art 80