Otobong Nkanga ist eine Künstlerin, die sich mit dem Thema Boden und der Beziehung von Mensch und Natur beschäftigt. Oft genug vergessen wir, dass wir Menschen ein Teil der Natur sind und ohne diese nicht überleben können. In ihren Arbeiten zeigt die Künstlerin, dass philosophische, historische, ökologische und wirtschaftliche Zusammenhänge zum Thema Boden nicht voneinander zu trennen sind und sich gegenseitig bedingen. Sie untersucht soziologische und geografische Veränderungen und deren Ursachen.
In ihrem Werk verweist sie auf die unterschiedliche Beschaffenheit und Qualität von Erde. Es macht einen Unterschied, ob der Boden, auf dem wir leben, fruchtbar ist oder ausgelaugt. Der fruchtbare Boden ernährt uns, er kann unsere Heimat sein, mit der wir uns verbunden fühlen. Otobong Nkanga vergleicht den Menschen mit einem Baum, der einen angestammten Platz hat und verwurzelt ist.
Orte sind jedoch nicht statisch, sie können sich verändern. Oftmals trägt der Mensch zu Veränderungen bei, angetrieben von ökonomischen Interessen. Nkanga arbeitet hier mit dem Bild des ausgehöhlten Bodens: Dem Boden wird entnommen, was wirtschaftlich benötigt wird, rücksichtslos und ohne einen Gedanken über Nachhaltigkeit. Untrennbar damit verbunden ist die systematische Ausbeutung von Mensch und Natur, die sich seit Beginn des Kolonialzeitalters wie ein roter Faden bis in die heutige globalisierte Welt zieht.
Die 1974 geborene Künstlerin stammt ursprünglich aus Nigeria, lebt aber seit Langem in Antwerpen. Sie hat an zahlreichen namhaften Ausstellungen teilgenommen, darunter in der Londoner Tate Gallery und im Berliner Gropiusbau, vertreten war sie auch auf der documenta 14 in Kassel (2017) und der 58. Biennale von Venedig (2019). Ausdrucksvoll arbeitetet sie mit unterschiedlichen Medien aus den Bereichen der Installation, des Videos, der Performance, der Fotografie und der Zeichnung.
Ein besonderes Highlight in der Ausstellung in Bregenz werden vier Tapisserien sein, die sich mit einer jeweiligen Größe von 3,5 × 6 Metern über alle Stockwerke des Kunsthauses ziehen und erstmalig zu sehen sind. Entstanden sind die eindrucksvollen Werke auf einer kürzlich erst entwickelten, computergesteuerten Greiferwebmaschine im TextielMuseum in Tilburg in den Niederlanden, ohne die eine Arbeit von dieser Größe nicht hätte entstehen können. Weitere eigens für die Ausstellung konzipierte Werke entwickelt Nkanga in enger Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen.
Otobong Nkanga
23.10.2021 – 6.2.2022
Kunsthaus Bregenz
Karl-Tizian-Platz
A-6900 Bregenz
Tel.: +43-5574-48594433
Di – So 10 – 18 Uhr, Do 10 – 20 Uhr
Eintritt: 11 €, erm. 7 – 9 €
www.kunsthaus-bregenz.at
Text: Karin Gerwens
Bild: Kunsthaus Bregenz
Erstveröffentlichung in kunst:art 81