Wohl einer der bekanntesten Maler der Schweiz aus der Epoche der klassischen Moderne, gehört Cuno Amiet zu denjenigen Künstlern, die figürliche Darstellungen voll emotionaler Intensität vortrefflich mit flächig dekorativen Wirkungen zu vereinen wussten. Das Kunstmuseum Basel verfügt ohnehin über eine gute Auswahl seines Werks, konnte diese aber im Vorjahr mit einer Neuerwerbung bereichern. Diese, die „Studie zu Zwei Mädchenakte“ von 1910, steht im Mittelpunkt einer Ausstellung im Zwischengeschoss des Hauptbaus, für die Kuratorin Henriette Mentha frühe Kinderporträts von Amiet zusammengestellt hat.
Zur Entstehungszeit der Studie (und des folgenden Gemäldes) stand der Künstler in enger Beziehung zum Kreis der in Dresden gegründeten Gruppe „Die Brücke“. Die expressionistischen Künstler um E. L. Kirchner strebten nach einer Erneuerung der Künste aus dem ungefilterten Schaffensimpuls, wie auch überhaupt nach einem von Konventionen losgelösten Lebensgefühl. Kinder schienen hierbei ein ideales Sujet, verkörperten sie doch, wie kaum ein anderes figürliches Sujet, Unschuld und Zukunftshoffnung. Der provokatorische Gestus der deutschen Kollegen freilich war Amiets Sache nicht, sein Werk war dem harmonischem Zusammenklang von Mensch und Natur verpflichtet: Der kulminiert im Kinderbild. Die Schau zeigt Amiets Kinderbilder im Kontext ausgewählter Werke des Brücke-Kreises, Verwandtschaften und Differenzen werden da deutlich.
Cuno Amiet. Frühe Kinderporträts
23.10.2021 – 27.3.2022
Kunstmuseum Basel
Hauptbau
St. Alban-Graben 16
CH-4051 Basel
Tel.: +41-61-2066262
Di – So 10 – 18 Uhr, Mi 10 – 20 Uhr
Eintritt: 16 CHF, erm. 8 CHF
www.kunstmuseumbasel.ch
Text: Dieter Begemann
Bild: Kunstmuseum Basel
Erstveröffentlichung in kunst:art 82