Das aktuelle Projekt „Outside-Inside-Outside“ ist eine naheliegende Erweiterung des Ausstellungsbetriebes im Kunsthaus Kannen: Am Südrande Münsters, in noch heute eher ländlich geprägter Umgebung, betreibt die Alexianer Brüderschaft seit 1887 dieses Haus, das sich aus einer sozialen Einrichtung längst zu einer Fachklinik für Psychiatrie entwickelt hat. Schon früh kam man hier darauf, welch eminente Bedeutung im Heilungsprozess psychisch kranker Menschen der gestalterischen Äußerung zufallen kann: Denn im Schonraum des Bildes lässt sich sagen, was sonst wohl unsagbar bleiben würde.
Die Werke nicht-professioneller Künstler sind jedoch seit Langem, weit über den therapeutischen Zusammenhang hinaus, interessant: Jean Dubuffet prägte einst, 1949, den Begriff der Art brut, der tatsächlich die Grenzziehung zwischen „Profis“ und „Nicht-Profis“ aushebelte, ja unerheblich erscheinen ließ, ginge es doch auf beiden Seiten um das Ringen um eine authentische Aussage, die im Grunde nur jenseits der akademischen Tradition zu finden sei. Der heute übliche Begriff der Outsider-Kunst nun lässt sich bestens übertragen vom bildkünstlerischen zum literarischen Schaffen. Genau darum geht es bei „Outside-Inside-Outside“: In der Wanderausstellung werden Werke von Laien-Autoren und etablierten Professionellen Seite an Seite vorgestellt. Wie kann die Extremsituation seelischer Krisen dargestellt, also kommunizierbar gemacht werden und welche Wege öffnet die Kommunizierbarkeit zu ihrer Überwindung? Und was kann der (sogenannte) Gesunde hier lernen?
outside | inside | outside. Literatur und Psychiatrie
27.3. – 26.6.2022
Kunsthaus Kannen
Alexianerweg 9
D-48163 Münster
Tel.: +49-2501-96620560
Di – So 13 – 17 Uhr
Eintritt frei
www.kunsthaus-kannen.de
Text: Dieter Begemann
Bild: Kunsthaus Kannen
Erstveröffentlichung in kunst:art 84