Eine spektakuläre und das Publikum begeisternde Schau 1977 bei der Eröffnung des (während des Baues ja heftig umstritten gewesenen) Centre Pompidou: Im vertieften Sockelgeschoss der Pariser „Kulturmaschine“ gab sich das „Crocrodrome“ die Ehre. Die gigantische Konstruktion (30 Meter!), ein verwegenes Mittelding zwischen Fabrikanlage, Geisterbahn und künstlerischem Zirkus, war in monatelanger Arbeit aufgebaut worden von einem Künstlerteam, das unter dem kryptischen Namen Zig & Puce firmierte. Dahinter verbargen sich vier teils in kollegialer Freundschaft, teils auch als Paar verbundene Namen: Jean Tinguely (1925–1991), Bernhard Luginbühl (1929–2011), Daniel Spoerri (* 1930) und Niki de Saint Phalle (1930–2002).
Von Luginbühl stammt die bald drei Meter Breite messende Entwurfsskizze, die nun den Mittelpunkt einer dem „Crocrodrome“ gewidmeten Ausstellung im Kunstmuseum Solothurn bildet. Wobei hier die Gattung „Zeichnung“ mit ihren bekanntlich nichtessbaren Materialien Tusche und Tempera nahrhaft ergänzt ist durch „Gebäck auf Papier“, eine Spur Spoerris und seiner Lebensmittelmontagen. Aber nicht nur Spoerris „Fallenbilder“ sind im Solothurner Museum neben dem Entwurf zu sehen, auch zahlreiche Werke der anderen drei Beteiligten. Individuelle Arbeit und kollektives Schaffen schlossen sich nicht aus, im Gegenteil, zahlreiche Kreuz- und Quereinflüsse bereicherten ungemein: Freundschaft, Leben und Schaffen bildeten eine Einheit von höherer Intensität.
Le Crocrodrome est mort, vive le Crocrodrome
15.5. – 31.7.2022
Kunstmuseum Solothurn
Werkhofstr. 30
CH-4500 Solothurn
Tel.: +41-32-6244000
Di – Fr 11 – 17 Uhr, Sa + So 10 – 17 Uhr
Eintritt frei
www.kunstmuseum-so.ch
Text: Dieter Begemann
Bild: Kunstmuseum Solothurn
Erstveröffentlichung in kunst:art 85