Neuer Realismus

25.10.2022 – 26.2.2023 | Kunstmuseum Solothurn

1962 führte der Franzose Claude Lévi-Strauss den Begriff Bricolage in der Anthropologie ein. Dabei muss jemand mit den Mitteln auskommen, die ihm zu Verfügung stehen, um ein Problem zu lösen. Paradebeispiel dafür ist die amerikanische TV-Serie „MacGyver“, in der der Titelheld nur das verwendet, was er vorfindet, um aus gefährlichen Situationen zu entkommen.
In der Kunstszene entstand im April 1960 eine Künstlergruppe um den französischen Kunstkritiker Pierre Restany, die sich einen Neuen Realismus zum Ziel setzte. Die Idee war, die Grenzen der bildenden Kunst zu überwinden und mit bisher ungenutzten Materialien und Techniken die Banalität des Alltags in die Kunst zu bringen. Die künstlerischen Arbeitsmaterialien sind secondhand. Insbesondere in der Schweiz, vor allem in Bern und am Jurasüdfuss, fand die Bricolage in Künstlerkreisen großen Anklang. Ganz vom Tisch ist das Arbeiten mit gefundenen Sachen und Dingen seit den 1960er-Jahren nie gewesen. In unserer Konsumgesellschaft ist das Recycling in den letzten Jahren im Bewusstsein der Gesellschaft angekommen.

Die Ausstellung zeigt Werke unter anderem von Daniel Spoerri, einem der Mitbegründer des Neuen Realismus. Eine spannende Position vertritt Christoph Hess, der mit weggeworfenen Sachen aus der Musik- und Unterhaltungsindustrie arbeitet. Jean Tinguely begeistert mit seinen raffinierten Arbeiten. In den alltäglichen Dingen, die meist achtlos weggeworfen werden, finden Kunstschaffende den Zauber, der ihnen innewohnt.

Bricolage
25.10.2022 – 26.2.2023
Kunstmuseum Solothurn
Werkhofstr. 30
CH-4500 Solothurn
Tel.: +41-32-6269380
Di – Fr 11 – 17 Uhr, Sa + So 10 – 17 Uhr
Eintritt frei
www.kunstmuseum-so.ch

Text: Nadja Naumann
Bild: Kunstmuseum Solothurn
Erstveröffentlichung in kunst:art 88