Seifenindustrieller, Missionar, genialer Werbefachmann, Organisator des internationalen Blindenwesens – François-Henri Lavanchy-Clarke (1848–1922) war eine illustre Persönlichkeit mit vielen Talenten. In die Filmgeschichte ging er als vielseitiger Pionier des internationalen Early Cinema ein. Seit wann gibt es überhaupt die Kunstform der bewegten Bilder, seit wann das Lichtspielhaus? Namen wie Edison und Lumière, die den berühmten Cinématographe entwickelten, sind geläufig. Doch ganz am Anfang dieses Siegeszugs des Films steht eben auch dieser umtriebige Schweizer Unternehmer und Philanthrop. Archivfunde haben die Nachlässe und das filmische Werk eines grandiosen Medienmannes der Belle Époque ans Licht gebracht und vor dem Vergessen bewahrt. 1896 schließlich verband Lavanchy-Clarke Kinematografie und Seifenwerbung in seinem Pavillon auf der Genfer Landesausstellung. Es war das erste Mal, dass in der Schweiz Lumière-Filme einem zahlenden Publikum vorgeführt wurden. Mehr noch: Lavanchy-Clarke hatte auch eigene Filmaufnahmen der Landesausstellung produziert und nahm weitere Motive aus der ganzen Schweiz ins Programm.
Die Ausstellung ist eine multimediale Würdigung auf einen Filmpionier und Bildproduzenten. Sie bietet auch einen frischen Blick auf die oftmals verklärte Belle Époque, eine Zeit, die mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs ihr jähes Ende fand. Begleitet wird die Ausstellung von dem Kino-Dokumentarfilm „Lichtspieler – wie Lavanchy-Clarke die Schweiz ins Kino holte“.
Kino vor dem Kino: Lavanchy-Clarke, Schweizer Filmpionier
19.10.2022 – 29.1.2023
Museum Tinguely
Paul Sacher-Anlage 1
CH-4002 Basel
Tel.: +41-61-6819320
Di – So 11 – 18 Uhr, Do 11 – 21 Uhr
Eintritt: 18 CHF, erm. 12 CHF
www.tinguely.ch
Text: Stefan Simon
Bild: Museum Tinguely
Erstveröffentlichung in kunst:art 88