Sind das hier Abstraktionen? Wenn man darunter eine Art von Essenz von etwas Sichtbarem versteht, sicher nicht. Günter Zachariasen, 1937 auf Sylt geboren und „seit Jahrzehnten in Nordfriesland außerhalb dörflicher Bebauung“ lebend, benötigt Anregungen von außen offenbar nicht, vom medialen Dauerrauschen mal ganz zu schweigen. Im Gegenteil, der im Sekundentakt klopfenden Aufmerksamkeitsökonomie der Gegenwart setzt dieser Künstler mit größter Beharrlichkeit ein Werk entgegen, das sich der kontinuierlichen Vertiefung verdankt, der Meditation gar.
Das Museum Kunst der Westküste, dem die oben zitierte, sprechende Charakterisierung des Künstlers zu danken ist, zeigt mit Zachariasen einen Maler, der sich zwar der Landschaft seiner Umgebung sehr verbunden fühlt – sie aber keineswegs in seinen Werken abbildet, weder konkret, noch eben in abstrahierter Form. Es sind meist großformatige Leinwände, in minutiösem Farbauftrag beschichtet, deren Kolorit in allmählichsten, kaum definierbaren Übergängen beispielsweise von einem Grau über ein Rosa zu einem ganz leisen Blau findet. Dringt hier Sonne durch Nebelschwaden, strahlt ein Licht aus der Bildmitte? Allzu schnelle Assoziationen jedenfalls prallen ab – und werfen den Betrachter zurück aufs eigene Ich. Die meditativ wirkenden weiten Farbräume, die sich hier auftun, bilden Unendlichkeit nicht ab – sie sind (tendenziell) unendlich.
Günter Zachariasen. Unendlich Jetzt
19.6.2022 – 15.1.2023
Museum Kunst der Westküste
Hauptstr. 1
D-25938 Alkersum / Föhr
Tel.: +49-4681-747400
Di – So 10 – 17 Uhr
Eintritt: 10 €, erm. 5 €
www.mkdw.de
Text: Dieter Begemann
Bild: Museum Kunst der Westküste
Erstveröffentlichung in kunst:art 85